von Manuel von Heugel
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Bundeskanzler im 2. Anlauf: Friedrich Merz am Ziel? Und wie sieht sein Kabinett aus?

Friedrich Merz ist am 6. Mai 2025 im zweiten Anlauf zum Bundeskanzler gewählt worden – und das unter denkbar holprigen Bedingungen. Schon im ersten Wahlgang fehlten ihm Stimmen aus den eigenen Reihen, erst im zweiten Anlauf klappte es knapp.

In unserem Podcast und diesem Beitrag analysieren wir, wie es zu diesem historischen Wahltag kam, wie das neue Kabinett aussieht und welche politischen Herausforderungen nun auf Kanzler Merz warten. Wir werfen einen genauen Blick auf zentrale Personalien – von Alexander Dobrindt bis Katharina Reiche –, diskutieren mögliche Fallstricke der neuen Koalition und fragen uns: Ist Merz der richtige für diese Zeit?

Fest steht: Diese Regierung startet mit schweren Hypotheken – innenpolitisch wie außenpolitisch. Doch sie bekommt auch eine echte Chance.

Friedrich Merz sitzt in einem blauen Abgeordnetensitz im Bundestag. Text im Bild: 'Bundeskanzler im 2. Anlauf: Friedrich Merz am Ziel? Und wie sieht sein Kabinett aus?'

Friedrich Merz wird Kanzler – nach historischem Scheitern im ersten Wahlgang

Es war ein Wahlgang mit Seltenheitswert – und ein politischer Vorgang, der noch lange nachhallen dürfte. Am 6. Mai 2025 verfehlte Friedrich Merz im ersten Durchlauf die Kanzlermehrheit, obwohl CDU/CSU und SPD gemeinsam über 328 Sitze im Bundestag verfügen. Sechs Stimmen fehlten am Ende. Am späten Nachmittag wurde er dann doch gewählt – im zweiten Anlauf, am selben Tag. Wie das möglich war, warum das Vorgehen politisch irritiert hat und was man über diese Kanzlerwahl wissen muss, fassen wir hier zusammen.

1. Was ist passiert?

Friedrich Merz trat mit einer rechnerischen Mehrheit von 328 Sitzen (Union und SPD) zur Wahl an. Gewählt ist, wer die absolute Mehrheit der Mitglieder des Bundestags erreicht – also mindestens 316 Stimmen. Im ersten Wahlgang stimmten jedoch nur 310 Abgeordnete für ihn. Das Ergebnis im Überblick:

  • Ja-Stimmen: 310
  • Nein-Stimmen: 307
  • Enthaltungen: 3
  • Ungültig: 1

Damit verfehlte Merz die Kanzlermehrheit um sechs Stimmen – und schrieb damit ein Stück Parlamentsgeschichte. Noch nie zuvor ist ein Kanzlerkandidat im ersten Wahlgang gescheitert, obwohl seine Koalition die nötige Mehrheit hatte.

2. Woher kamen die fehlenden Stimmen?

Darüber wurde – und wird – spekuliert. Die SPD beteuerte geschlossen abgestimmt zu haben. Innerhalb der CDU/CSU hingegen herrschte nach außen hin Zurückhaltung. Namentlich hat sich niemand bekannt. Klar ist: Sechs Abweichler:innen aus den eigenen Reihen müssen entweder dagegen gestimmt oder sich enthalten haben. Über die Gründe lässt sich nur mutmaßen – Kritik an der Kabinettsbildung, persönliche Differenzen oder strategisches Kalkül könnten eine Rolle gespielt haben.

3. Wie kam es zur zweiten Abstimmung am selben Tag?

Nach dem gescheiterten ersten Wahlgang wurden Koalitions- und Fraktionsspitzen aktiv. In getrennten Runden wurden Gespräche geführt, auch Einzelgespräche mit Abgeordneten. Offiziell hieß es, man wolle „die Reihen schließen“. Tatsächlich wurde am frühen Nachmittag versucht, noch am selben Tag einen zweiten Wahlgang durchzuführen – was formell möglich ist, aber einen Bundestagsbeschluss erfordert.

Und hier wurde es politisch heikel: Um eine sofortige zweite Abstimmung durchführen zu können, brauchte die CDU/CSU Zustimmung auch aus der Opposition. Diese kam unter anderem von der Linksfraktion – obwohl die CDU seit Jahren einen Unvereinbarkeitsbeschluss gegenüber der Partei hält. Eine direkte Zusammenarbeit, so der Beschluss, sei ausgeschlossen. Dass CDU-Vertreter sich dennoch gezielt um Stimmen bei der Linken bemühten, sorgte entsprechend für Kritik – auch in den eigenen Reihen.

Der Vorwurf: Auf der einen Seite distanziert sich die CDU öffentlich von der Linken, auf der anderen Seite ist man bereit, sich in einer entscheidenden Frage von ihr helfen zu lassen – zumindest, wenn es um den eigenen Machtanspruch geht. Politisch nachvollziehbar, kommunikativ aber erklärungsbedürftig.

4. Der zweite Wahlgang – und die Rückkehr der Disziplin

Am späten Nachmittag kam es dann zur zweiten Abstimmung. Diesmal votierten 325 Abgeordnete für Merz – also deutlich mehr als notwendig. Das neue Ergebnis im Überblick:

  • Ja-Stimmen: 325
  • Nein-Stimmen: 289
  • Enthaltung: 1
  • Ungültig: 3

Die zusätzlichen Stimmen kamen sehr wahrscheinlich ausschließlich aus den Reihen der Koalition. Es gibt keine Hinweise auf Unterstützung aus der Opposition. Stattdessen dürften einige der Abweichler:innen vom Vormittag nun mitgestimmt haben – wohl auch, um weiteren Imageschaden zu verhindern.

5. Und jetzt?

Friedrich Merz wurde noch am selben Abend im Schloss Bellevue von Bundespräsident Steinmeier zum Bundeskanzler ernannt. Wenig später stellte er sein Kabinett vor, bestehend aus Vertreter:innen von CDU, CSU und SPD. In seiner Antrittsrede kündigte Merz an, Deutschland als „freiheitliches, offenes und handlungsfähiges Land“ zu führen. Erste Kabinettssitzungen fanden noch am Abend statt.

Ob dieser Start als Kanzler wirklich gelungen ist, wird sich zeigen müssen. Das misslungene erste Votum bleibt ein Signal – und könnte ein Hinweis darauf sein, wie fragil die neue Koalition in ihrer inneren Geschlossenheit tatsächlich ist.

Das neue Bundeskabinett 2025 im Überblick

Nach der Bundestagswahl 2025 und der Vereidigung von Friedrich Merz als Bundeskanzler am 6. Mai wurde ein neues Kabinett gebildet. Die Bundesregierung setzt sich aus CDU, CSU und SPD zusammen. In der folgenden Übersicht sind alle Ministerien mit den jeweils zuständigen Personen aufgeführt – inklusive Parteizugehörigkeit, Herkunft und einem Link zu ausführlichen Steckbriefen mit politischen Schwerpunkten, Lebenslauf sowie einer objektiven Pro- und Contra-Bewertung.

Ressort Name Partei Herkunft  
Bundeskanzler Friedrich Merz CDU Nordrhein-Westfalen Mehr erfahren
Finanzen (Vizekanzler) Lars Klingbeil SPD Niedersachsen Mehr erfahren
Inneres Alexander Dobrindt CSU Bayern Mehr erfahren
Auswärtiges Amt Johann Wadephul CDU Schleswig-Holstein Mehr erfahren
Verteidigung Boris Pistorius SPD Niedersachsen Mehr erfahren
Wirtschaft & Energie Katherina Reiche CDU Brandenburg Mehr erfahren
Forschung, Technologie & Raumfahrt Dorothee Bär CSU Bayern Mehr erfahren
Justiz & Verbraucherschutz Stefanie Hubig SPD Rheinland-Pfalz Mehr erfahren
Bildung, Familie, Jugend Karin Prien CDU Schleswig-Holstein Mehr erfahren
Arbeit & Soziales Bärbel Bas SPD Nordrhein-Westfalen Mehr erfahren
Digitales & Staatsmodernisierung Karsten Wildberger CDU (parteilos) Baden-Württemberg Mehr erfahren
Verkehr Patrick Schnieder CDU Rheinland-Pfalz Mehr erfahren
Umwelt, Klima, Naturschutz Carsten Schneider SPD Thüringen Mehr erfahren
Gesundheit Nina Warken CDU Baden-Württemberg Mehr erfahren
Landwirtschaft, Ernährung & Heimat Alois Rainer CSU Bayern Mehr erfahren
Entwicklung Reem Alabali-Radovan SPD Mecklenburg-Vorpommern Mehr erfahren
Wohnen & Bauwesen Verena Hubertz SPD Rheinland-Pfalz Mehr erfahren
Kanzleramt (bes. Aufgaben) Thorsten Frei CDU Baden-Württemberg Mehr erfahren

Friedrich Merz

Steckbrief

  • Alter: 69 Jahre (geb. 11. November 1955)
  • Partei: CDU
  • Herkunft: Nordrhein-Westfalen
  • Ausbildung: Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Bonn und Marburg
  • Beruflicher Hintergrund: Rechtsanwalt, ehemaliger Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Aufsichtsratsmitglied bei BlackRock Deutschland
  • Politischer Werdegang:
    • 1989–1994: Mitglied des Europäischen Parlaments
    • 1994–2009: Mitglied des Deutschen Bundestages
    • 2000–2002: Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
    • 2009–2018: Rückzug aus der Politik, Tätigkeit in der Wirtschaft
    • Seit 2021: Mitglied des Deutschen Bundestages
    • Seit 2022: Vorsitzender der CDU
    • Seit 6. Mai 2025: Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland

Pro – Was spricht für Merz als Kanzler?

  • Führungserfahrung in Partei und Wirtschaft: Merz verfügt über umfassende Erfahrungen sowohl in der politischen Führung als auch in der Wirtschaft, was ihm eine vielseitige Perspektive verleiht.
  • Klarer wirtschaftspolitischer Kurs: Er steht für Marktliberalismus, Haushaltsdisziplin und Bürokratieabbau, was insbesondere in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten als Vorteil gesehen wird.
  • Rückhalt in der Union: Als Parteivorsitzender hat er die CDU konsolidiert und zur Wahlsiegerin gemacht, was seine Führungsstärke unterstreicht.
  • Transatlantische Orientierung: Merz gilt als verlässlicher Partner für NATO und EU, was Deutschlands internationale Stellung stärkt.
  • Politischer Gegenentwurf zur vorherigen Regierung: Viele sehen in ihm den versprochenen Politikwechsel, insbesondere nach der Ampel-Koalition.

Kontra – Was spricht gegen ihn?

  • Keine Regierungserfahrung: Trotz langer politischer Laufbahn hat Merz bisher kein Ministeramt ausgeübt, was Fragen zur praktischen Regierungsführung aufwirft.
  • Polarisierende Figur: Bekannt für spitze Rhetorik, wird ihm vorgeworfen, wenig integrativ in der Ansprache zu sein.
  • Verhältnis zu sozialen Fragen: Er gilt als Vertreter eines eher elitären Wirtschaftsliberalismus, was Kritik hinsichtlich sozialer Gerechtigkeit hervorruft.
  • Vergangenheit bei BlackRock: Kritiker befürchten eine zu große Nähe zu Großkonzernen und der Finanzlobby.
  • Koalitionsfähigkeit fraglich: Die Zusammenarbeit mit der SPD wird als Herausforderung gesehen, insbesondere nach dem schwierigen Start der Koalition.

Thorsten Frei

Steckbrief

  • Alter: 50 Jahre (geb. 8. August 1973)
  • Partei: CDU
  • Herkunft: Baden-Württemberg
  • Ausbildung: Studium der Rechtswissenschaften in Freiburg, Rechtsanwalt
  • Beruflicher Hintergrund: Jurist, Bürgermeister in Baden-Württemberg, später Bundestagsabgeordneter
  • Politischer Werdegang:
    • 2004–2013: Bürgermeister von Donaueschingen
    • Seit 2013: Mitglied des Deutschen Bundestages
    • 2018–2021: Stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für Innen- und Rechtspolitik
    • 2021–2025: Parlamentarischer Geschäftsführer der Fraktion
    • Seit 6. Mai 2025: Bundesminister für besondere Aufgaben und Chef des Bundeskanzleramts

Pro – Was spricht für Frei als Kanzleramtsminister?

  • Organisationstalent: Verwaltungserfahrung als Bürgermeister und Fraktionsgeschäftsführer – ideal für ein koordinierendes Spitzenamt.
  • Rechtspolitischer Hintergrund: Kennt föderale und parlamentarische Prozesse im Detail.
  • Vertrauter des Kanzlers: Gilt als loyaler, pragmatischer und gut vernetzter CDU-Politiker mit Verlässlichkeit im Regierungsapparat.

Kontra – Was spricht gegen ihn?

  • Wenig Außenwirkung: Öffentliche Präsenz und mediale Bekanntheit bislang gering – wirkt intern, aber wenig sichtbar nach außen.
  • Verwaltungsmodernisierung ungelöst: Muss sich an Fortschritten bei Digitalisierung, Planungsbeschleunigung und interministerieller Abstimmung messen lassen.
  • Abhängigkeit vom Kanzlerprofil: Als Koordinator stark mit Merz verbunden – politischer Erfolg ist eng mit dessen Kurs verknüpft.

Lars Klingbeil

Steckbrief

  • Alter: 47 Jahre (geb. 23. Februar 1978)
  • Partei: SPD
  • Herkunft: Niedersachsen
  • Ausbildung: Studium der Politikwissenschaft, Soziologie und Geschichte (Magister)
  • Beruflicher Hintergrund: Politischer Referent, langjähriger Bundestagsabgeordneter, SPD-Generalsekretär, seit 2021 SPD-Vorsitzender
  • Politischer Werdegang:
    • 1996: Eintritt in die SPD
    • 2005–2009: Mitglied des Bundestages
    • 2009–2025: Mitglied des Bundestages
    • 2017–2021: SPD-Generalsekretär
    • Seit 2021: SPD-Vorsitzender
    • Seit 6. Mai 2025: Bundesminister der Finanzen und Vizekanzler

Pro – Was spricht für Klingbeil als Finanzminister?

  • Parteierfahrung: Als SPD-Vorsitzender verfügt er über umfassende Kenntnisse der Parteistrukturen und -strategien.
  • Kommunikationsstärke: Gilt als moderner Politiker mit klarer Sprache und Nähe zur Basis.
  • Verhandlungsgeschick: Hat in Koalitionsverhandlungen und Parteireformen seine Fähigkeit zum Kompromiss bewiesen.

Kontra – Was spricht gegen ihn?

  • Begrenzte Verwaltungserfahrung: Bisher keine Leitung eines Ministeriums oder größeren Verwaltungsapparats.
  • Finanzpolitische Expertise: Kritiker bemängeln fehlende tiefgreifende Erfahrung in Finanz- und Wirtschaftspolitik.

Alexander Dobrindt

Steckbrief

  • Alter: 54 Jahre (geb. 7. Juni 1970)
  • Partei: CSU
  • Herkunft: Bayern
  • Ausbildung: Soziologie-Studium an der Ludwig-Maximilians-Universität München
  • Beruflicher Hintergrund: Geschäftsführer eines Maschinenbauunternehmens, später Bundestagsabgeordneter und Minister
  • Politischer Werdegang:
    • 2002: Einzug in den Bundestag
    • 2009–2013: CSU-Generalsekretär
    • 2013–2017: Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur
    • 2017–2025: Vorsitzender der CSU-Landesgruppe
    • Seit 6. Mai 2025: Bundesminister des Innern

Pro – Was spricht für Dobrindt als Innenminister?

  • Erfahrung in Regierung und Partei: Hat bereits ein Bundesministerium geleitet und wichtige Parteiämter bekleidet.
  • Führungskompetenz: Langjähriger Vorsitz der CSU-Landesgruppe im Bundestag spricht für politische Durchsetzungskraft.
  • Kenntnisse im Sicherheits- und Infrastrukturwesen: Innenministerium profitiert von früheren Erfahrungen im Verkehrsministerium.

Kontra – Was spricht gegen ihn?

  • Kontroversen in der Vergangenheit: Insbesondere die gescheiterte Pkw-Maut war ein politisches und finanzielles Desaster.
  • Polarisierende Rhetorik: Gilt als Hardliner mit provokanten Aussagen, was sein integratives Potenzial einschränken könnte.

Johann Wadephul

Steckbrief

  • Alter: 62 Jahre (geb. 10. Juni 1963)
  • Partei: CDU
  • Herkunft: Schleswig-Holstein
  • Ausbildung: Studium der Rechtswissenschaften, Promotion zum Dr. jur.
  • Beruflicher Hintergrund: Rechtsanwalt, später hauptberuflich Politiker
  • Politischer Werdegang:
    • 1993–2005: Mitglied des Schleswig-Holsteinischen Landtags
    • 2009–2025: Mitglied des Deutschen Bundestages
    • Seit 2014: Stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion (u. a. Außenpolitik)
    • Seit 6. Mai 2025: Bundesminister des Auswärtigen

Pro – Was spricht für Wadephul als Außenminister?

  • Außenpolitische Expertise: Langjährige Erfahrung als außenpolitischer Sprecher und Fraktionsvize für Außen-, Sicherheits- und Europapolitik.
  • Verlässlicher Transatlantiker: Gilt als klarer Befürworter enger Beziehungen zu den USA und zur NATO.
  • Besonnener Ton: In Debatten oft sachlich, diplomatisch und respektvoll – gute Voraussetzung für das Außenamt.

Kontra – Was spricht gegen ihn?

  • Geringe internationale Präsenz: Trotz Expertise bislang kaum eigenständig außenpolitisch in Erscheinung getreten.
  • Unbekannt in der breiten Öffentlichkeit: Weniger Medienpräsenz und öffentliche Wahrnehmung im Vergleich zu Vorgängerinnen wie Baerbock oder Maas.

Boris Pistorius

Steckbrief

  • Alter: 64 Jahre (geb. 14. März 1960)
  • Partei: SPD
  • Herkunft: Niedersachsen
  • Ausbildung: Studium der Rechtswissenschaften und Politikwissenschaft
  • Beruflicher Hintergrund: Verwaltungsjurist, später hauptberuflich Politiker
  • Politischer Werdegang:
    • 2006–2013: Oberbürgermeister von Osnabrück
    • 2013–2023: Niedersächsischer Innenminister
    • Seit Januar 2023: Bundesminister der Verteidigung (unter Scholz)
    • 2025: Im Amt bestätigt unter Kanzler Merz

Pro – Was spricht für Pistorius als Verteidigungsminister?

  • Fachliche Autorität: Gilt als durchsetzungsstark, sachkundig und führungserfahren, auch international geschätzt.
  • Verteidigungspolitische Erfahrung: Aufbau von Vertrauen bei der Bundeswehr und gute Kontakte ins Ausland, insbesondere in NATO-Strukturen.
  • Pragmatischer Kurs: Verbindet sicherheitspolitischen Realismus mit klarer Kommunikation.

Kontra – Was spricht gegen ihn?

  • Hohe Erwartungen: Wird als „starker Mann“ der SPD gesehen – die Erwartungshaltung an seine Leistung ist entsprechend hoch.
  • Rüstungsproblematik ungelöst: Auch unter Pistorius gibt es Kritik an schleppender Beschaffung und fehlender Reformdynamik im Verteidigungsbereich.
  • Rückhalt im linken Parteiflügel: Sein sicherheitspolitischer Kurs wird innerhalb der SPD nicht von allen getragen.

Katherina Reiche

Steckbrief

  • Alter: 51 Jahre (geb. 16. Juli 1973)
  • Partei: CDU
  • Herkunft: Brandenburg
  • Ausbildung: Diplom-Chemikerin, Studium an der Universität Potsdam und in den USA
  • Beruflicher Hintergrund: Politikerin und Managerin, unter anderem Hauptgeschäftsführerin des VKU (Verband kommunaler Unternehmen)
  • Politischer Werdegang:
    • 1998–2015: Mitglied des Deutschen Bundestages
    • 2005–2009: Parlamentarische Staatssekretärin im Bildungsministerium
    • 2009–2013: Parlamentarische Staatssekretärin im Umweltministerium
    • 2015–2025: Tätigkeiten in der Energiewirtschaft, u. a. bei E.ON und VKU
    • Seit 6. Mai 2025: Bundesministerin für Wirtschaft und Energie

Pro – Was spricht für Reiche als Wirtschaftsministerin?

  • Erfahrung in Energie- und Wirtschaftsfragen: Kombination aus politischer und unternehmerischer Praxis macht sie zur Brückenfigur zwischen Staat und Wirtschaft.
  • Netzwerk in kommunaler Infrastruktur: Gute Kontakte zu Energieversorgern und Städten durch den VKU.
  • Fokus auf Versorgungssicherheit: Gilt als pragmatisch in Fragen der Energiewende und industriellen Wettbewerbsfähigkeit.

Kontra – Was spricht gegen sie?

  • Wechsel zur Wirtschaft: Ihre Tätigkeiten bei Energieunternehmen werfen Fragen zur Unabhängigkeit auf.
  • Langjähriger Rückzug aus der Tagespolitik: Fast zehn Jahre ohne Bundestagsmandat oder Ministeramt – Wiedereinstieg birgt Risiken.
  • Kritik von Umweltverbänden: Wird teils als industrienah wahrgenommen, was Zweifel an der Klimaschutzambition weckt.

Dorothee Bär

Steckbrief

  • Alter: 46 Jahre (geb. 19. April 1978)
  • Partei: CSU
  • Herkunft: Bayern
  • Ausbildung: Politikwissenschaftlerin, Studium in München, Berlin und Washington, M.A. in Politischer Wissenschaft
  • Beruflicher Hintergrund: Berufspolitikerin, früh Mitglied des Bundestages, Schwerpunkte Digitalisierung, Technologie und Familienpolitik
  • Politischer Werdegang:
    • 2002: Einzug in den Bundestag
    • 2013–2018: Parlamentarische Staatssekretärin im Verkehrsministerium
    • 2018–2021: Staatsministerin für Digitalisierung im Kanzleramt
    • 2021–2025: Mitglied des Bundestags mit Schwerpunkt Digitales, Raumfahrt und Innovation
    • Seit 6. Mai 2025: Bundesministerin für Forschung, Technologie und Raumfahrt

Pro – Was spricht für Bär als Forschungs- und Technologieministerin?

  • Erfahrung im Digitalbereich: Frühere Staatsministerin für Digitalisierung mit breiter thematischer Aufstellung.
  • Innovationsfreundlich: Setzt sich seit Jahren für Zukunftsthemen wie KI, Blockchain und Raumfahrt ein.
  • Gute Vernetzung: Breites Netzwerk in Wirtschaft, Wissenschaft und internationaler Innovationspolitik.

Kontra – Was spricht gegen sie?

  • Starker Fokus auf Außenwirkung: Ihr Stil wurde in der Vergangenheit als zu medienorientiert kritisiert.
  • Fehlende wissenschaftliche Tiefe: Kritiker bemängeln, dass ihr technisches Fachwissen begrenzt sei.
  • Symbolpolitik-Vorwürfe: Ihre Zeit als Digitalstaatsministerin blieb nach Einschätzung vieler Beobachter ohne durchschlagende Wirkung.

Stefanie Hubig

Steckbrief

  • Alter: 56 Jahre (geb. 15. Dezember 1968)
  • Partei: SPD
  • Herkunft: Rheinland-Pfalz
  • Ausbildung: Studium der Rechtswissenschaften, Promotion zur Dr. jur.
  • Beruflicher Hintergrund: Juristin, u. a. im Bundesjustizministerium und als Staatssekretärin tätig
  • Politischer Werdegang:
    • 2013–2016: Staatssekretärin im Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz
    • 2016–2024: Bildungsministerin in Rheinland-Pfalz
    • 2024–2025: Mitglied des rheinland-pfälzischen Landtags
    • Seit 6. Mai 2025: Bundesministerin der Justiz und für Verbraucherschutz

Pro – Was spricht für Hubig als Justizministerin?

  • Juristische Kompetenz: Langjährige Erfahrung als Juristin und Staatssekretärin im Bundesjustizministerium.
  • Verwaltungserfahrung: Führte über Jahre ein Landesministerium und kennt den politischen Apparat auf Landes- und Bundesebene.
  • Konsensorientierte Politikerin: Gilt als sachlich, verbindlich und kooperationsbereit – gute Voraussetzungen für rechtspolitische Aushandlungsprozesse.

Kontra – Was spricht gegen sie?

  • Fokus bislang auf Bildungspolitik: Der Schwerpunkt ihrer politischen Laufbahn lag zuletzt nicht im Bereich Justiz oder Verbraucherschutz.
  • Wenig bundespolitisches Profil: Trotz früherer Tätigkeit im Bund war sie zuletzt kaum präsent in der nationalen Rechtsdebatte.
  • Herausforderung Digitalisierung: Kritiker:innen stellen infrage, ob sie der digitalen Transformation des Justizwesens genug Priorität einräumt.

Karin Prien

Steckbrief

  • Alter: 59 Jahre (geb. 26. Juni 1965)
  • Partei: CDU
  • Herkunft: Schleswig-Holstein
  • Ausbildung: Studium der Rechtswissenschaften in Bonn und Berlin
  • Beruflicher Hintergrund: Juristin, später in der Bildungspolitik aktiv
  • Politischer Werdegang:
    • 2017–2025: Bildungsministerin in Schleswig-Holstein
    • Mitglied im CDU-Bundesvorstand
    • Co-Vorsitzende der Wertekommission der CDU
    • Seit 6. Mai 2025: Bundesministerin für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Pro – Was spricht für Prien als Bildungs- und Familienministerin?

  • Erfahrung in der Bildungspolitik: Hat als Landesministerin Reformen angestoßen und die Kultusministerkonferenz mitgestaltet.
  • Breite Themenkompetenz: Befasst sich inhaltlich mit Familien- und Gesellschaftspolitik über Bildungsfragen hinaus.
  • Positionierung innerhalb der CDU: Gilt als liberal-konservativ und Brückenbauerin zwischen Parteiflügeln.

Kontra – Was spricht gegen sie?

  • Kritik am Krisenmanagement: Ihre Rolle in der Corona-Schulpolitik wurde in Schleswig-Holstein kontrovers diskutiert.
  • Spannungen mit Gewerkschaften: In der Vergangenheit gab es Konflikte mit Lehrkräftevertretungen.
  • Großer Zuständigkeitsbereich: Kritiker:innen bezweifeln, ob sie die Themenvielfalt des zusammengelegten Ressorts abdecken kann.

Bärbel Bas

Steckbrief

  • Alter: 56 Jahre (geb. 3. Mai 1968)
  • Partei: SPD
  • Herkunft: Nordrhein-Westfalen
  • Ausbildung: Ausbildung zur Bürokauffrau, spätere Weiterbildung zur Gesundheitsökonomin
  • Beruflicher Hintergrund: Betriebsrätin, Sozialexpertin im Gesundheitswesen, später Bundestagsabgeordnete
  • Politischer Werdegang:
    • 2009–2025: Mitglied des Deutschen Bundestages
    • 2021–2025: Präsidentin des Deutschen Bundestages
    • Seit 6. Mai 2025: Bundesministerin für Arbeit und Soziales

Pro – Was spricht für Bas als Arbeitsministerin?

  • Soziale Bodenhaftung: Ihre Herkunft aus der betrieblichen Praxis verleiht ihr Glaubwürdigkeit bei arbeitspolitischen Themen.
  • Parlaments- und Führungserfahrung: Als Bundestagspräsidentin bewies sie Führungsstärke und parteiübergreifende Integrationsfähigkeit.
  • Fokus auf soziale Gerechtigkeit: Steht für eine sozialdemokratische Arbeitsmarktpolitik mit Blick auf Renten, Mindestlohn und Arbeitnehmerrechte.

Kontra – Was spricht gegen sie?

  • Begrenzte Verwaltungserfahrung: Trotz Parlamentsführung bislang keine Leitung eines Ministeriums oder großen Verwaltungsapparats.
  • Breites Ressort: Das Arbeits- und Sozialministerium zählt zu den komplexesten Häusern – Kritiker bezweifeln ausreichende fachliche Tiefe in allen Bereichen.
  • Übergang von neutralem Amt in ein parteipolitisches: Ihr Wechsel vom Bundestagspräsidium ins Kabinett wirft vereinzelt Fragen zur politischen Unabhängigkeit auf.

Karsten Wildberger

Steckbrief

  • Alter: 55 Jahre (geb. 5. Januar 1970)
  • Partei: CDU (parteiloser Manager, aber von der CDU nominiert)
  • Herkunft: Baden-Württemberg
  • Ausbildung: Diplom-Physiker, MBA der INSEAD Business School
  • Beruflicher Hintergrund: Manager bei McKinsey, Vodafone, E.ON, zuletzt CEO der Ceconomy AG (MediaMarktSaturn)
  • Politischer Werdegang:
    • Bis 2025: keine politische Ämterlaufbahn, aber wirtschaftspolitisch aktiv
    • Seit 6. Mai 2025: Bundesminister für Digitales und Staatsmodernisierung

Pro – Was spricht für Wildberger als Digitalminister?

  • Digital- und Managementexpertise: Bringt umfangreiche Erfahrung aus Digitalisierung, Strategie und Konzernführung mit.
  • Außensicht auf Verwaltung: Könnte frischen Wind in überbürokratisierte Prozesse bringen, weil er nicht aus dem Behördenapparat stammt.
  • Klares Effizienzdenken: Steht für marktorientierte Lösungen und zielgerichtete Modernisierung der Verwaltung.

Kontra – Was spricht gegen ihn?

  • Keine politische Erfahrung: Kritiker bemängeln fehlendes Wissen über föderale Strukturen und politische Aushandlungsprozesse.
  • Manager- statt Bürgerperspektive: Gefahr, dass soziale Aspekte und Teilhabe in der Digitalisierung zu kurz kommen.
  • Abhängigkeit vom politischen Rückhalt: Als parteiloser Quereinsteiger auf CDU-Ticket könnte es an Rückhalt im Bundestag mangeln.

Patrick Schnieder

Steckbrief

  • Alter: 55 Jahre (geb. 1. Mai 1970)
  • Partei: CDU
  • Herkunft: Rheinland-Pfalz
  • Ausbildung: Studium der Rechtswissenschaften in Trier, Rechtsanwalt
  • Beruflicher Hintergrund: Jurist, später hauptberuflich Bundestagsabgeordneter mit Verkehrsschwerpunkt
  • Politischer Werdegang:
    • 2009–2025: Mitglied des Deutschen Bundestages
    • Verkehrspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
    • Mitglied im Bundestagspräsidium
    • Seit 6. Mai 2025: Bundesminister für Verkehr

Pro – Was spricht für Schnieder als Verkehrsminister?

  • Verkehrspolitischer Fachmann: Gilt seit Jahren als einer der profiliertesten Verkehrsexperten der Union.
  • Juristische Präzision: Kombination aus juristischem Hintergrund und Fachkenntnis verspricht Struktur und Gesetzgebungskompetenz.
  • Föderale Erfahrung: Eng vernetzt mit Landes- und Kommunalpolitik – hilfreich bei Infrastrukturprojekten.

Kontra – Was spricht gegen ihn?

  • Geringe Bekanntheit: Öffentlich bislang wenig präsent – es fehlen große politische Initiativen oder Durchbrüche.
  • Konservativer Kurs: Kritiker:innen werfen ihm vor, zu stark auf Straße statt auf Bahn und ÖPNV zu setzen.
  • Herausforderung Klimaziele: Muss sich daran messen lassen, ob er den Verkehrssektor auf Klimakurs bringt.

Carsten Schneider

Steckbrief

  • Alter: 48 Jahre (geb. 23. Januar 1976)
  • Partei: SPD
  • Herkunft: Thüringen
  • Ausbildung: Ausbildung zum Bankkaufmann
  • Beruflicher Hintergrund: Bankkaufmann, langjähriger Finanz- und Haushaltspolitiker im Bundestag
  • Politischer Werdegang:
    • 1998–2025: Mitglied des Deutschen Bundestages
    • 2017–2021: Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion
    • 2021–2025: Ostbeauftragter der Bundesregierung
    • Seit 6. Mai 2025: Bundesminister für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit

Pro – Was spricht für Schneider als Umweltminister?

  • Erfahrene Führungskraft: Jahrzehntelange Erfahrung im Bundestag, insbesondere in Haushaltsfragen und Koalitionsverhandlungen.
  • Verlässlicher Pragmatiker: Gilt als sachorientierter und realistischer Politiker, der auf Ausgleich zwischen Klimaambitionen und Wirtschaft achtet.
  • Kenntnis strukturschwacher Regionen: Seine Herkunft und Rolle als Ostbeauftragter stärken seine Glaubwürdigkeit beim Strukturwandel.

Kontra – Was spricht gegen ihn?

  • Keine Umwelt- oder Klimaexpertise: Kommt nicht aus dem Bereich Ökologie oder Klimaforschung – das sorgt für Kritik von Umweltverbänden.
  • Moderate Klimapolitik: Wird nicht dem progressiven Flügel der SPD zugerechnet, was zu Zielkonflikten führen kann.
  • Späte Berufung ins Umweltressort: Kritiker:innen sehen die Wahl eher als machtpolitisches Kalkül denn als Fachentscheidung.

Nina Warken

Steckbrief

  • Alter: 45 Jahre (geb. 15. Mai 1979)
  • Partei: CDU
  • Herkunft: Baden-Württemberg
  • Ausbildung: Studium der Rechtswissenschaften in Heidelberg, Rechtsanwältin
  • Beruflicher Hintergrund: Juristin mit Schwerpunkt Familien- und Sozialrecht
  • Politischer Werdegang:
    • 2013–2017 und seit 2018: Mitglied des Deutschen Bundestages
    • 2021–2025: Mitglied im Innenausschuss und im Rechtsausschuss
    • Stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
    • Seit 6. Mai 2025: Bundesministerin für Gesundheit

Pro – Was spricht für Warken als Gesundheitsministerin?

  • Rechtlich versierte Politikerin: Bringt juristische Präzision in ein komplex reguliertes Feld wie das Gesundheitswesen.
  • Solide Ausschusserfahrung: Kennt sich mit sicherheits- und rechtspolitischen Schnittstellen des Gesundheitssystems aus (z. B. Datenschutz, Digitalisierung).
  • Verlässliche Fraktionspolitikerin: Gilt als diszipliniert, teamorientiert und loyal – gute Voraussetzung für interministerielle Zusammenarbeit.

Kontra – Was spricht gegen sie?

  • Fachfremd im Gesundheitswesen: Hat bisher weder gesundheitspolitische Initiativen angestoßen noch Erfahrung in diesem Themenbereich gesammelt.
  • Begrenzte Bekanntheit: In der Öffentlichkeit wenig präsent – muss erst politisches Profil als Ministerin entwickeln.
  • Herausforderungen im System: Die aktuellen Belastungen (Pflegenotstand, Finanzierung, Digitalisierung) erfordern tiefgreifende Kenntnisse und Erfahrung, die sie sich erst erarbeiten muss.

Alois Rainer

Steckbrief

  • Alter: 59 Jahre (geb. 16. April 1966)
  • Partei: CSU
  • Herkunft: Bayern
  • Ausbildung: Ausbildung zum Metzgermeister
  • Beruflicher Hintergrund: Selbstständiger Handwerksmeister, später Politiker mit Schwerpunkt Ernährung und ländlicher Raum
  • Politischer Werdegang:
    • 2013–2025: Mitglied des Deutschen Bundestages
    • Mitglied im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft
    • Engagiert für ländliche Entwicklung und Handwerkspolitik
    • Seit 6. Mai 2025: Bundesminister für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat

Pro – Was spricht für Rainer als Agrarminister?

  • Praxisnähe: Als gelernter Metzgermeister kennt er die Realität kleiner und mittlerer Betriebe im Ernährungssektor.
  • Starker Bezug zum ländlichen Raum: Engagiert sich seit Jahren für die Stärkung strukturschwacher Regionen und regionale Wirtschaftskreisläufe.
  • Verlässlicher Fachpolitiker: In agrarpolitischen Debatten als sachlich und kompromissfähig anerkannt.

Kontra – Was spricht gegen ihn?

  • Begrenzte Bekanntheit außerhalb Bayerns: Auf Bundesebene bislang kaum profilbildende öffentliche Auftritte.
  • Kritik von Umweltverbänden: Gilt als industrienah und wenig ambitioniert beim Umbau der Tierhaltung und Agrarwende.
  • Ressort mit Spaltungspotenzial: Landwirtschaftspolitik steht zwischen ökonomischem Druck, Umweltauflagen und Verbraucherinteressen – hier muss er Balance beweisen.

Reem Alabali-Radovan

Steckbrief

  • Alter: 33 Jahre (geb. 26. August 1990)
  • Partei: SPD
  • Herkunft: Mecklenburg-Vorpommern (geboren in Moskau, aufgewachsen in Schwerin)
  • Ausbildung: Studium der Politikwissenschaften in Erfurt und Berlin (M.A.)
  • Beruflicher Hintergrund: Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, frühere Mitarbeit in Landesverwaltungen und im Integrationsbereich
  • Politischer Werdegang:
    • 2021: Direktwahl in den Bundestag (Schwerin)
    • 2021–2025: Staatsministerin für Integration
    • Starke Stimme für Teilhabe, Migration, Menschenrechte
    • Seit 6. Mai 2025: Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

Pro – Was spricht für Alabali-Radovan als Entwicklungsministerin?

  • Internationale Perspektive: Bringt persönliche Migrationsgeschichte und interkulturelle Kompetenz mit – glaubwürdige Vertreterin globaler Gerechtigkeit.
  • Engagement für Menschenrechte: Klare Positionierung zu Themen wie Fluchtursachen, Geschlechtergerechtigkeit und globale Solidarität.
  • Verjüngung und Diversität: Symbolfigur für eine moderne, weltoffene SPD mit Bezug zur nächsten Generation.

Kontra – Was spricht gegen sie?

  • Begrenzte Erfahrung in Entwicklungspolitik: Kam bisher kaum mit klassischen entwicklungspolitischen Institutionen oder Akteuren in Berührung.
  • Schneller Aufstieg: Kritiker:innen sehen in der raschen Karriere einen Mangel an langfristiger politischer Reife oder Durchsetzungserfahrung.
  • Hoher Erwartungsdruck: Als öffentlich stark wahrgenommene Figur steht sie besonders im Fokus und muss sich in der internationalen Entwicklungsdiplomatie behaupten.

Verena Hubertz

Steckbrief

  • Alter: 37 Jahre (geb. 14. November 1987)
  • Partei: SPD
  • Herkunft: Rheinland-Pfalz
  • Ausbildung: Studium der Betriebswirtschaftslehre (B.A. und M.Sc.) in Koblenz und Vallendar
  • Beruflicher Hintergrund: Gründerin der Plattform "Kitchen Stories", Start-up-Unternehmerin, später Bundestagsabgeordnete
  • Politischer Werdegang:
    • 2021: Direktwahl in den Bundestag (Wahlkreis Trier)
    • 2021–2025: Stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion für Wirtschaft, Bauen und Digitales
    • Seit 6. Mai 2025: Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen

Pro – Was spricht für Hubertz als Bauministerin?

  • Wirtschafts- und Gründererfahrung: Bringt praktische Kenntnisse aus unternehmerischer Tätigkeit mit, denkt in Innovation und Effizienz.
  • Junges Gesicht der SPD: Verbindet moderne Wirtschaftspolitik mit sozialen Themen – spricht neue Wählergruppen an.
  • Politischer Fokus auf Wohnen: Hat sich bereits in der Fraktion intensiv mit Bau- und Wohnpolitik befasst.

Kontra – Was spricht gegen sie?

  • Wenig Verwaltungserfahrung: Hat bislang kein Ministerium oder größere Organisation geführt – kann in komplexen Abstimmungsprozessen herausfordernd sein.
  • Schneller Aufstieg: Wird von manchen als Teil der „Karriere-Schnellspur“ kritisiert, es fehlen langjährige politische Meriten.
  • Druck im Wohnungsmarkt: Muss sich schnell an messbaren Erfolgen in einem krisengeprägten Politikfeld messen lassen.

Zwischen Aufbruch und Unsicherheit: Die grüne Neuausrichtung im Spiegel der Kritik

Der Länderrat markiert den offiziellen Start in die Oppositionsrolle – und mit ihm beginnt auch die Debatte darüber, ob die Neuausrichtung der Grünen auf einem tragfähigen Fundament steht. Während viele die Entwicklungen als Chance sehen, werden intern wie extern auch kritische Stimmen laut. Ein paar Gedanken dazu – differenziert und mit Blick auf beide Seiten.

Was für den Kurs spricht:

Klarer Neuanfang

Der Rückzug der bisherigen Parteispitze schafft Raum für personelle und strategische Erneuerung. Das bietet die Chance, alte Muster zu hinterfragen, neue Perspektiven einzubinden und das Vertrauen enttäuschter Wähler:innen zurückzugewinnen.

Fokus auf Kernthemen

Die Rückbesinnung auf zentrale Anliegen – Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit, demokratische Werte – stärkt das grüne Profil und könnte helfen, wieder schärfer konturiert aufzutreten. Besonders in Zeiten zunehmender Polarisierung braucht es eine verlässliche Stimme für ökologische und soziale Fragen.

Stärkung der innerparteilichen Demokratie

Die offene Diskussion über Fehler und Zukunftsstrategien zeigt: Die Partei ist bereit, sich selbstkritisch mit ihrer Rolle auseinanderzusetzen. Dass dabei nicht alles sofort rund läuft, ist Teil eines demokratischen Reifeprozesses – und ein Zeichen politischer Lernfähigkeit.

Was kritisch gesehen wird:

Unklare Führungsstruktur

Der gleichzeitige Rückzug beider Vorsitzenden sorgt für eine gewisse Orientierungslosigkeit. Wer übernimmt jetzt Verantwortung? Wer führt durch diese Phase? Bis eine neue Führungsfigur sichtbar wird, entsteht ein Vakuum, das strategisch schwierig sein kann.

Mangelnde Tiefe in der Aufarbeitung

Obwohl einige Schwächen benannt wurden, bleibt vieles vage. Wichtige Themen wie der Umgang mit der Migrationspolitik, die Kommunikation in Krisenzeiten oder das Verhältnis zu den Koalitionspartnern wurden nur am Rand thematisiert. Viele fragen sich, ob die Partei den Mut hat, auch unbequeme Fragen zuzulassen.

Gefahr innerparteilicher Reibung

Mit dem Übergang in die Opposition treten bestehende Spannungen stärker hervor: Zwischen Realos und Fundis, zwischen Bewegungspartei und Regierungsverantwortung, zwischen Anspruch und Kompromiss. Die Herausforderung wird sein, diese Unterschiede nicht nur zu moderieren, sondern produktiv zu nutzen – ohne dabei die Geschlossenheit zu verlieren.

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Bild von Manuel von Heugel
Manuel von Heugel

Manuel – Grüner Kopf mit Unternehmergeist. Seit über 20 Jahren im Online-Marketing zu Hause, bringt er seine Erfahrung als Unternehmer in politische Debatten ein. Als Mitglied der Grünen interessiert ihn, wie Politik konkret wirkt – jenseits von Parteisprech und Schlagzeilen. Im Podcast „Politik aufs Ohr“ schaut er genau hin, stellt unbequeme Fragen und denkt Politik aus der Perspektive von Praxis, Wirkung und Alltag.

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