von Manuel von Heugel
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Digitalpakt Schule - Sternchen im Hausaufgabenheft oder Nachsitzen?

Der Digitalpakt Schule wurde ins Leben gerufen, um die digitale Ausstattung und Infrastruktur an Schulen in Deutschland zu verbessern. Doch was ist seither geschehen? Haben die Schulen tatsächlich von den Investitionen profitiert, oder bleiben die Versprechen auf halber Strecke stecken? In der neuesten Podcastfolge „Digitalpakt Schule – Sternchen im Hausaufgabenheft oder Nachsitzen?“ analysiere ich die aktuelle Lage und zeige auf, wo es noch Handlungsbedarf gibt.

Gestapelte iPads in verschiedenen Farben

Was ist eigentlich Digitalisierung?

Digitalisierung bezeichnet den Prozess der Umwandlung analoger Informationen in digitale Formate. Es geht dabei nicht nur um die Einführung neuer Technologien, sondern auch um die Veränderung und Verbesserung von Prozessen, Geschäftsmodellen und Interaktionen durch den Einsatz digitaler Technologien. Ziel der Digitalisierung ist es, Daten schneller zu verarbeiten, flexibler zu nutzen und effizientere Lösungen für wirtschaftliche, gesellschaftliche und organisatorische Herausforderungen zu schaffen.

Digitalpakt Schule

Der Digitalpakt Schule wurde 2019 ins Leben gerufen, um die digitale Infrastruktur an Schulen in Deutschland zu verbessern. Dieses Förderprogramm richtet sich an alle rund 40.000 allgemeinbildenden Schulen und soll sie auf das digitale Zeitalter vorbereiten. Im Mittelpunkt stehen nicht nur neue Technologien, sondern auch die Entwicklung pädagogischer Konzepte, um digitale Medien sinnvoll in den Unterricht zu integrieren.

Zahlen, Daten und Fakten

Für den Digitalpakt Schule 1.0 stellte der Bund insgesamt 6,5 Milliarden Euro bereit. Die Mittel sollten bis 2024 für die Anschaffung von WLAN-Netzen, digitalen Endgeräten wie Tablets und Laptops sowie interaktive Tafeln genutzt werden. Zusätzlich gab es während der Corona-Pandemie ein Sofortausstattungsprogramm in Höhe von 1,5 Milliarden Euro, um bedürftige Schüler*innen mit digitalen Geräten auszustatten. Die Bundesländer steuerten weitere 10 % aus eigenen Mitteln hinzu, sodass insgesamt etwa 7 Milliarden Euro zur Verfügung standen.

Digitalpakt Schule 1.0

Der Digitalpakt Schule 1.0, der von 2019 bis Mai 2024 läuft, wurde mit dem Ziel gestartet, Schulen digital fit zu machen. Finanziert wurden die Installation von WLAN, digitale Klassensätze, sowie die Qualifizierung von Lehrkräften. Trotz der enormen Mittel blieben viele Herausforderungen bestehen, darunter die langsame Umsetzung, technische Hürden und der Mangel an Fortbildungen für Lehrkräfte. Besonders die Corona-Pandemie beschleunigte den Bedarf an digitalem Unterricht, was zur zusätzlichen Bereitstellung von Mitteln für Geräte und IT-Administration führte.

Digitalpakt Schule 2.0

Der Digitalpakt Schule 2.0, der ab 2025 starten soll, soll nahtlos an den ersten Digitalpakt anknüpfen. Im Mittelpunkt stehen die nachhaltige Neuanschaffung von Hardware, der Austausch veralteter Technik sowie die Wartung und Administration der Geräte. Ein weiterer Fokus wird auf der Fortbildung von Lehrkräften liegen, um die Nutzung digitaler Medien im Unterricht weiter zu verbessern. Allerdings gibt es derzeit Streit zwischen Bund und Ländern über die Finanzierung, da der Bund nur noch 50 % der Kosten tragen möchte, während die Länder sich mehr Unterstützung erhoffen.

Die Beantragung von Fördermitteln aus dem Digitalpakt Schule erfolgt über die Schulträger (z.B. Städte, Gemeinden, Landkreise oder Träger von Privatschulen). Die Schulen selbst können keine direkten Anträge stellen, sondern melden ihren Bedarf an die Schulträger, die dann die Anträge gebündelt weiterleiten.

Fördermittel aus dem Digitalpakt beantragen

Die Beantragung von Fördermitteln aus dem Digitalpakt Schule erfolgt über die Schulträger (z.B. Städte, Gemeinden, Landkreise oder Träger von Privatschulen). Die Schulen selbst können keine direkten Anträge stellen, sondern melden ihren Bedarf an die Schulträger, die dann die Anträge gebündelt weiterleiten.

  1. Medienentwicklungsplan (MEP): Zunächst muss ein Medienentwicklungsplan erstellt werden, der den technologischen und pädagogischen Bedarf der Schule beschreibt. Dieser Plan ist Voraussetzung für die Beantragung der Mittel.
  2. Antragstellung durch Schulträger: Die Schulträger sammeln die Bedarfe ihrer Schulen und formulieren auf dieser Basis einen Förderantrag. Jeder Antrag muss dabei konkrete Maßnahmen beschreiben, etwa den Ausbau von WLAN oder die Anschaffung digitaler Endgeräte.
  3. Prüfung und Bewilligung: Der Antrag wird an die zuständige Landesbehörde gesendet, die die Mittel prüft und, wenn alles in Ordnung ist, bewilligt. Nach erfolgreicher Bewilligung können die Maßnahmen an den Schulen umgesetzt werden.
  4. Mittelabruf: Die Gelder fließen erst, wenn die Maßnahmen umgesetzt und die Rechnungen eingereicht wurden. Der Schulträger reicht die Rechnungen an die Landesbehörde weiter, die dann die Mittel vom Bund abrufen und an den Schulträger auszahlen.

Der gesamte Prozess unterscheidet sich je nach Bundesland, weshalb es wichtig ist, sich an die jeweiligen Förderrichtlinien zu halten. Eine Übersicht der Anforderungen pro Bundesland ist oft auf den entsprechenden Bildungsportalen zu finden.

5 Jahre Digitalpakt: Was hat er bewirkt?

Der Digitalpakt Schule, der 2019 in Deutschland gestartet wurde, stellte insgesamt 5 Milliarden Euro zur Verfügung, um Schulen bei der Digitalisierung zu unterstützen. Nun, fünf Jahre später, ist es wichtig, kritisch zu hinterfragen, welche Wirkung dieser Pakt tatsächlich hatte.

Positives:

  • Infrastrukturausbau: Viele Schulen konnten ihre digitale Infrastruktur verbessern, z.B. durch die Anschaffung von Laptops, Tablets und interaktiven Whiteboards sowie den Ausbau von WLAN-Netzen.
  • Fortbildungsmöglichkeiten: Es wurden Angebote für Lehrkräfte geschaffen, um digitale Unterrichtsmethoden zu erlernen, wobei diese Fortbildungen jedoch in einigen Bundesländern stärker gefördert wurden als in anderen.

Kritische Punkte:

  • Langsame Umsetzung: Die Gelder des Digitalpakts wurden schleppend abgerufen. Bis Mitte 2023 war nur etwa die Hälfte der zur Verfügung stehenden Mittel verwendet worden. Viele Schulen und Kommunen beklagen bürokratische Hürden und lange Antragsverfahren.
  • Ungleichheiten: Es zeigt sich, dass nicht alle Schulen gleich gut von den Mitteln profitiert haben. Vor allem Schulen in sozial schwächeren Regionen konnten seltener von den Investitionen profitieren, was die bestehende digitale Kluft weiter vergrößerte.
  • Ausrichtung auf Technik, nicht Pädagogik: Der Fokus des Digitalpakts lag stark auf der Ausstattung mit Geräten und der technischen Infrastruktur. Kritiker bemängeln, dass die pädagogische Integration dieser Technik in den Unterricht nur unzureichend gefördert wurde. Viele Lehrkräfte fühlten sich überfordert und schlecht vorbereitet, die neuen digitalen Werkzeuge sinnvoll zu nutzen.
  • Veraltete Geräte: Da sich die Digitalisierung schnell entwickelt, sind viele der 2019 angeschafften Geräte bereits technisch veraltet, was zu einer fortlaufenden Herausforderung führt.
  • Pandemiebeschleunigung, aber nicht nachhaltig: Die COVID-19-Pandemie hat die Digitalisierung an Schulen beschleunigt, aber die langfristige Nachhaltigkeit der Maßnahmen wird oft in Frage gestellt. Der Fokus lag vor allem auf Notlösungen, um den Fernunterricht zu ermöglichen, ohne ein wirklich durchdachtes, zukunftsfähiges Konzept für den digitalen Unterricht zu entwickeln.

Unser Fazit:

Nach fünf Jahren lässt sich feststellen, dass der Digitalpakt zwar erste Fortschritte gebracht hat, aber die Umsetzung weiterhin stark hinter den Erwartungen zurückbleibt. Eine klare strategische Ausrichtung, die nicht nur die technische, sondern auch die pädagogische Komponente der Digitalisierung in den Vordergrund stellt, scheint zu fehlen. Außerdem wird deutlich, dass die digitale Transformation von Schulen eine kontinuierliche Investition und eine engere Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und Kommunen erfordert.

Tablet oder Tafel –
Wie digital darf Schule sein?

Schweden galt lange als Vorreiter im digitalen Unterricht, doch nun fordert Bildungsministerin Lotta Edholm die Rückkehr zu klassischen Lehrmethoden. Studien zeigen, dass rein digitale Ansätze zu schlechteren Leistungen, insbesondere im Lesen und Schreiben, führen. Im Video von DW Deutsch wird die Frage diskutiert: „Wie digital darf Schule sein, ohne grundlegende Fähigkeiten zu vernachlässigen?“.

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Manuel von Heugel

Manuel ist zusammen mit Sina Gastgeber des Podcasts “Politik aufs Ohr”. Seit August 2023 setzt er sich aktiv bei den Grünen in Friesland ein und wurde im März 2024 zum Ortssprecher der Grünen in Varel ernannt. Mit über 11 Jahren Erfahrung leitet er die Online Marketing Agentur WEBMARKETIERE, die sich auf die Erstellung und Vermarktung von Webseiten spezialisiert hat. In seiner Freizeit widmet sich Manuel leidenschaftlich dem Gärtnern und der Holzbearbeitung.

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