Startups – Die Magie des Gründens
Wir (Sina und Manuel) haben beide schon diverse Unternehmen gegründet – sie wissen also genau, wie sich die ersten Schritte anfühlen, was alles dazugehört und wo es haken kann. In ihrem gemeinsamen Podcast sprechen sie offen über die Faszination des Gründens, aber auch über die Realität dahinter.
Was unterscheidet ein Startup von einer klassischen Gründung? Warum ist der Product-Market-Fit so wichtig? Und wie schafft man den Sprung vom ersten Prototyp bis zum skalierbaren Geschäftsmodell? In diesem Beitrag fassen wir zusammen, worauf es wirklich ankommt.
Von der Idee bis zur Finanzierung – ein ehrlicher Blick auf Chancen, Herausforderungen und Strukturen rund ums Gründen.

Key Takeaways auf einen Blick
Merkmal | Startup? |
---|---|
Innovatives Produkt oder Dienstleistung | ✔️ |
Suche nach Product-Market-Fit | ✔️ |
Skalierbares Geschäftsmodell | ✔️ |
Finanzierung durch externe Investor:innen | ✔️ |
Klassischer Friseursalon oder Handwerksbetrieb | ❌ |
Gründungszahlen 2024 in Deutschland & Niedersachsen
Im Jahr 2024 wurden in Deutschland insgesamt rund 594.500 neue Gewerbebetriebe angemeldet – ein leichter Zuwachs von +0,2 % gegenüber 2023. Die Gesamtzahl aller Gewerbeanmeldungen lag bei etwa 716.400, inklusive Betriebsübernahmen und Umwandlungen.
Bedeutung größerer Unternehmer
Von diesen Gründungen zählen 120.900 Betriebe mit „größerer wirtschaftlicher Bedeutung“ – etwa Gesellschaften mit Beschäftigten oder Handelsregistereintrag. Das entspricht einem Plus von +2,1 % gegenüber dem Vorjahr.
Niedersachsen im Fokus
- Gewerbeanmeldungen: 65.922 (±0 % zum Vorjahr)
- Neugründungen: rund 53.400 (−2,2 % gegenüber Vorjahr)
- Gewerbeabmeldungen: 53.226 (+3,9 %)
- Vollständige Betriebsaufgaben: 43.034 (+5,6 %)
Saldo Gründungen vs. Abmeldungen
Trotz des Anstiegs bei Abmeldungen überwiegt in Niedersachsen weiterhin die Zahl der Neugründungen: 65.922 Anmeldungen stehen 53.226 Abmeldungen gegenüber.
Nebenerwerb und Vollerwerb
Laut der Publikation „Fokus Niedersachsen – Gründungsanalyse Niedersachsen 2024“ wurden im Jahr 2024 in Niedersachsen rund 54,9 % der Gründungen im Nebenerwerb durchgeführt. Hochgerechnet entspricht das rund 29.300 Gründungen von insgesamt 53.400 Neugründungen im Land.
Übersichtstabelle Gründungszahlen 2024
Region / Indikator | Anzahl 2024 | Veränderung (2023 → 2024) |
---|---|---|
Deutschland – Gewerbeanmeldungen | 716.400 | +0,2 % |
Deutschland – Neugründungen gesamt | 594.500 | +0,2 % |
Deutschland – Gründungen mit größerer Bedeutung | 120.900 | +2,1 % |
Niedersachsen – Gesamtanmeldungen | 65.922 | ±0 % |
Niedersachsen – Neugründungen | ~53.400 | −2,2 % |
Niedersachsen – Gewerbeabmeldungen | 53.226 | +3,9 % |
Niedersachsen – Vollständige Aufgabe | 43.034 | +5,6 % |
Niedersachsen – Nebenerwerbsgründungen | ~29.300 | ≈ 54,9 % |
Hintergrund & Kontext
• Die Gründungstätigkeit befindet sich laut KfW Gründungsmonitor 2024 weiterhin auf moderatem Niveau mit Tendenz zur Stabilität.
• Die Differenz zwischen Gewerbeanmeldungen und Betriebsschließungen bleibt sowohl bundesweit als auch in Niedersachsen positiv – ein solides Signal für das Gründungsklima.
Insgesamt zeigt sich: 2024 war ein stabiles Gründungsjahr mit leichtem Wachstum – sowohl gesamtstaatlich als auch in Niedersachsen. Treiber waren insbesondere Innovationsgeist, Nebenerwerbsgründungen und die zunehmende Förderung durch lokale Ökosysteme.
Startups in Niedersachsen: Zehn Startups, die man kennen sollte
Niedersachsen beheimatet eine wachsende Startup-Szene, die durch Kreativität, Technologieorientierung und Nachhaltigkeit beeindruckt. Hier stellen wir zehn junge Unternehmen vor, die beispielhaft für diesen Aufbruch stehen:
Lignopure (Buxtehude)
Nachhaltige Inhaltsstoffe aus Lignin – einem Nebenprodukt der Zellstoffindustrie – stehen im Zentrum der Geschäftsidee von Lignopure. Mit ihrer patentierten Technologie verwandeln sie diesen Rohstoff in kosmetikgerechte Pulver, die unter anderem UV-Schutz und antioxidative Eigenschaften mitbringen. 2024 wurde das Unternehmen mit dem DurchSTARTer-Preis ausgezeichnet.
Crafting Future (Hannover)
Crafting Future produziert hochwertige Mehrwegverpackungen für die Gastronomie und setzt auf zirkuläre Materialkreisläufe. Bereits 2021 wurde das Startup mit dem KfW Award Gründen prämiert, 2023 erfolgte die Übernahme durch den Mehrweg-Pionier reCup.
smapOne (Hannover)
Die Digitalisierung betrieblicher Prozesse ohne Programmierkenntnisse ist die Vision von smapOne. Über eine No-Code-Plattform lassen sich individuelle Business-Apps entwickeln, die Zeit und Ressourcen sparen – besonders für kleine und mittelständische Unternehmen.
Graphmasters (Hannover)
Mit seiner intelligenten Navigationslösung sorgt Graphmasters für effizientere Verkehrsflüsse. Die sogenannte „NUNAV“-Technologie basiert auf kollaborativem Routing und wird europaweit in Logistik und öffentlichem Verkehr eingesetzt.
NOVUS (Braunschweig/Hannover)
NOVUS steht für Elektromobilität der nächsten Generation. Das Startup entwickelt futuristische Elektromotorräder mit Carbonrahmen, hoher Reichweite und ikonischem Design – und wurde einem breiteren Publikum durch die TV-Show „Die Höhle der Löwen“ bekannt.
BLVRD (Hannover)
Der stationäre Einzelhandel erhält durch BLVRD eine digitale Bühne. Die App fungiert als Schaufenster für lokale Modegeschäfte und verbindet Einkaufserlebnis mit Online-Sichtbarkeit – besonders für Innenstädte mit Nachholbedarf im digitalen Raum.
Datenschmiede.ai (Oldenburg)
Datenschmiede.ai hat sich auf die Verbesserung der Datenqualität in Unternehmen spezialisiert. Durch KI-basierte Tools können fehlerhafte oder unvollständige Daten erkannt und automatisiert bereinigt werden. 2024 erhielt das Startup den KfW Award Gründen Niedersachsen.
Pulsetrain GmbH (Niedersachsen)
Die Pulsetrain GmbH entwickelt moderne Inverter- und Batterie-Management-Systeme für die Elektromobilität. Ihre Technologie zielt auf eine längere Lebensdauer und effizientere Nutzung von Akkus ab – unterstützt durch ein erfolgreiches Seed-Investment in Millionenhöhe.
Seedhouse (Osnabrück)
In der Region Osnabrück betreibt Seedhouse einen erfolgreichen Startup-Inkubator für die Bereiche Agrar, Food und Digitalisierung. Gründer:innen profitieren von Netzwerk, Infrastruktur und intensiver Betreuung durch erfahrene Mentor:innen.
RootCamp (Hannover)
RootCamp ist ein spezialisierter Accelerator für AgriFood-Tech-Startups. Mit einem starken Fokus auf nachhaltige Bioökonomie und Circular Economy begleitet das Programm technologische Innovationen von der Idee bis zur Marktreife.
Diese zehn Startups stehen exemplarisch für die Vielfalt, Innovationskraft und Zukunftsfähigkeit der niedersächsischen Gründerszene.
Unternehmensformen: Welche Rechtsform passt zu deinem Startup?
In Deutschland gibt es verschiedene Rechtsformen für Startups – jede mit eigenem Haftungsrisiko, Kapitalbedarf und administrativem Aufwand. Wir stellen die wichtigsten vor:
Einzelunternehmen
Wer allein gründet, wählt meist ein Einzelunternehmen – schnell und unkompliziert. Der Nachteil: Gründer:innen haften mit ihrem gesamten Privatvermögen .
GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts)
Ideal für mindestens zwei Gründer:innen. Der Gesellschaftsvertrag kann formlos verfasst werden, jedoch haften alle Gesellschafter persönlich und unbegrenzt .
OHG (Offene Handelsgesellschaft)
Eine GbR kann zur OHG aufgewertet werden, z. B. wenn sie Handelsgeschäfte betreibt. In der OHG haften ebenfalls alle – persönlich, solidarisch und unbeschränkt .
KG (Kommanditgesellschaft)
Im Gegensatz zur OHG gibt es in der KG Gesellschafter mit beschränkter Haftung (Kommanditisten) und mit voller Haftung (Komplementäre). Für Investoren kann das interessant sein .
GmbH (Gesellschaft mit beschränkter Haftung)
Die klassische Kapitalgesellschaft mit Haftung nur auf das Gesellschaftsvermögen. Mindeststammkapital: 25.000 €, wovon 12.500 € eingezahlt werden müssen. Gründung ist aufwändiger, aber schützt private Vermögen .
UG (Unternehmergesellschaft haftungsbeschränkt)
„Mini-GmbH“ mit nur 1 € Startkapital – haftungsbeschränkt wie die GmbH. Allerdings sind Rücklagen zu bilden, bis das Stammkapital von 25.000 € erreicht ist .
AG (Aktiengesellschaft)
Für größere Vorhaben gedacht: Mindestkapital 50.000 €, strikte Regeln für Buchführung, Leitung und Aufsichtsrat. Braucht viel Verwaltungsaufwand – aber später leichter skalierbar .
Limited (britische Ltd.)
Vor dem Brexit eine beliebte Alternative zur GmbH: geringes Mindestkapital, einfache Gründung. Seit dem Brexit erkennt Deutschland britische Limiteds mit Sitz in Deutschland rechtlich als Personengesellschaften an – sie haften: privat .
Vergleichstabelle – Schnellüberblick
Rechtsform | Haftung | Mindestkapital | Gründungsaufwand |
---|---|---|---|
Einzelunternehmen | unbegrenzt | – | niedrig |
GbR | unbegrenzt (alle) | – | niedrig |
OHG | unbegrenzt (alle) | – | mittel |
KG | Komplementäre unbegrenzt, Kommanditisten beschränkt |
– | mittel |
GmbH | beschränkt auf Stammkapital | 25.000 € | hoch |
UG | beschränkt auf Stammkapital | 1 € | mittel |
AG | beschränkt auf Grundkapital | 50.000 € | sehr hoch |
Limited (Ltd.) | theoretisch beschränkt, in DE oft unbegrenzt |
kein Mindestkapital | niedrig–mittel |
Gründungsreise: Von der ersten Idee bis zur Skalierung
Der Weg eines Startups ist selten linear – er verläuft eher iterativ durch mehrere Phasen. Jede Phase bringt eigene Herausforderungen, Tools und Meilensteine mit sich:
1. Idee & Orientierung (Pre‑Seed)
Alles beginnt mit einer Vision: Wo liegt ein echtes Problem, für das es eine bessere Lösung gibt? In der Pre-Seed- oder Orientierungsphase geht es vor allem darum, Hypothesen aufzustellen, erste Marktanalysen durchzuführen und das Konzept mit einem Minimum Viable Product (MVP) zu testen – typischerweise mit wenig Budget, aber viel Kundenfeedback.
2. Geschäftsmodell & Planung (Seed)
Sobald die Idee validiert erscheint, beginnt die Arbeit am Geschäftsmodell. Klassische Tools wie Business Model Canvas oder Design-Thinking werden eingesetzt, um den Produktmarkt-Fit weiter zu schärfen. In dieser Seed-Phase fließen erste Finanzmittel aus Förderprogrammen, Business Angels, Crowdfunding oder EXIST-Zuschüssen ein .
3. Produktentwicklung & Markttest (Startup‑Phase)
Es folgt die Prototypen- und MVP-Entwicklung – intern oder in Kooperation mit Pilotkunden. Beim iterativen Produktentwicklungsprozess (Build-Measure-Learn) geht es darum, Funktionen zu optimieren und Fallstricke frühzeitig zu erkennen .
4. Markteintritt & erste Kund:innen (1st Stage)
Ist das Produkt reif, beginnt der Markteintritt: Vertrieb, Marketing, Nutzergewinnung. Die Zielgruppe wird systematisch erweitert, Feedback fließt ein, KPIs wie Customer Acquisition Cost oder Churn Rate werden überwacht .
5. Wachstum & Teamaufbau (2nd Stage – Series A/B)
Bei positiver Marktentwicklung ist es Zeit für Skalierung: Mehr Personal, stärkere Prozesse, größere Märkte. Größere Finanzierungsrunden (Series A/B) sichern das nötige Kapital – oft mit Venture Capital, um Wachstum und Expansion zu finanzieren .
6. Reife oder Exit (Later Stage / Exit)
Ein Teil der Unternehmen erreicht eine reife Phase mit stabiler Struktur oder wird strategisch übernommen (Exit) – etwa durch Verkauf, IPO oder Fusion. Für andere beginnt ein Reifeprozess mit nachhaltiger Skalierung – und oft neuen Investitionsrunden .
Lean‑Startup‑Ansatz quer über alle Phasen
Ganz gleich in welcher Phase sich ein Startup befindet – der Lean-Startup‑Gedanke zieht sich als roter Faden durch. Hypothesen testbar machen, rasch evaluieren, lernen und neu ausrichten – statt starrer Businesspläne – ist zentrale Methodik .
Finanzierungsrunden & Investor:innen
Startups finanzieren sich in verschiedenen Phasen – jede mit eigenen Zielen, Geldgebern und Anforderungen. Wir sehen uns die wichtigsten Runden und Akteure an:
Pre‑Seed
Die allererste Finanzierungsrunde, oft noch vor klarem Produkt oder Markt, wird typischerweise von Gründer:innen selbst, Freund:innen, Familie oder ersten Business Angels getragen. Sie dient dazu, Hypothesen zu prüfen, erste Prototypen zu bauen und etwas Boden unter den Füßen zu gewinnen – meist mit weniger als 1 Million USD .
Seed
Wenn ein MVP entwickelt oder erste Kund:innen gewonnen wurden, folgt die Seed-Runde. Hier investieren Business Angels, spezielle Seed-VCs oder öffentliche Förderungen (etwa EXIST). Ziel ist es, das Produkt weiterzuentwickeln, Marktbezug zu stärken und erste Umsätze zu erzielen. Die typischen Beträge liegen zwischen 100 Tsd.–2 Mio USD .
Series A
Die erste formale VC-Runde ist die Series A: Sie erfolgt meist nach dem Seed und zielt auf die Skalierung. Investoren, die oft 10–30 % Unternehmensanteile kaufen, investieren typischerweise einige Millionen Dollar – häufig zwischen 2 Mio–15 Mio USD .
Series B & C
Series B dient der stärkeren Expansion – etwa durch Markterweiterung, Teamwachstum oder Internationalisierung. Beträge sind deutlich höher, häufig im zweistelligen Millionenbereich, teilweise unterstützt auch durch Private-Equity-Fonds .
Eine Series-C-Finanzierung folgt später, wenn das Unternehmen bereits ein bewährtes Geschäftsmodell nachweisen kann. Die Runde dient meist der Erweiterung des Produktangebots oder der Vorbereitung auf IPO bzw. Exit .
Later Stage / Exit
In späteren Phasen bereiten sich Startups auf einen Exit vor – Verkauf, Fusion oder Börsengang. Investoren profitieren, während das Unternehmen in eine reifere Struktur wächst .
Business Angel vs. Venture Capital
Frühphasenfinanzierung kommt oft von Business Angels: vermögende Individuals, die nicht nur Geld, sondern auch Netzwerke, Branchen-Know-how und Mentoring einbringen – häufig zu Beginn und mit persönlicher Note .
Venture Capital hingegen stammt aus Fonds, investiert größere Summen in späteren Runden (ab Series A) und verfolgt hohe Renditen. Dabei werden Unternehmensanteile veräußert und Exit-Zeiträume (5–10 Jahre) geplant .
Tabelle: Vergleich der Finanzierungsphasen
Phase | Ziel | Typische Investor:in | Volumen |
---|---|---|---|
Pre‑Seed | Ideenprüfung, MVP | Gründer:innen, Familie, Angels | <1 Mio USD |
Seed | Prototyp & erstes Feedback | Angels, Seed‑VCs, Förderprogram | 0,1–2 Mio USD |
Series A | Skalierung & Marktaufbau | VC | 2–15 Mio USD |
Series B/C | Wachstum, internationale Expansion | VC, PE | >10 Mio USD |
Later / Exit | IPO, Verkauf oder Reife | VC, strategische Käufer | variabel |
Gründungsmotive: Warum gründen Menschen ein Startup?
Die Gründe, ein eigenes Unternehmen zu gründen, sind vielfältig – und oft persönlich geprägt. Im deutschen Gründungskontext lassen sich mehrere zentrale Motivationstypen ausmachen.
1. Chancengründung – eine gute Geschäftsidee umsetzen
Fast jede zweite Gründung geht auf eine vielversprechende Geschäftsidee zurück. Laut KfW-Gründungsmonitor handeln etwa 48 % aus dem Wunsch heraus, eine gute Idee zu nutzen und damit Chancen auf dem Markt wahrzunehmen.
2. Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung
Für rund 40 % der Gründer:innen ist die Kombination aus Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung der Hauptgrund. Viele wünschen sich ein Leben jenseits klassischer Anstellungsverhältnisse und suchen nach mehr Entscheidungsfreiheit.
3. Finanzielle und berufliche Perspektiven
Ein Drittel der Gründer:innen nennt als Motiv, zusätzliche Einkommensquellen zu erschließen oder langfristig höhere Einnahmen zu erzielen. Etwa 10 % geben Karrierechancen als treibende Kraft an.
4. Notgründung – mangels Alternativen
Nicht jede Gründung verläuft freiwillig: Rund 23–32 % starten wegen fehlender Beschäftigungsoptionen – teilweise bedingt durch Arbeitslosigkeit oder fehlende Perspektiven. Laut DIHK liegt dieser Anteil derzeit bei etwa 31 %.
5. Weitere Beweggründe
Neben diesen Hauptmotiven nennen Gründer:innen gelegentlich auch den Wunsch nach gesellschaftlichem Einfluss, persönlicher Anerkennung oder das Bedürfnis, Talente und Erfahrungen neu zu bewerten. Diese werden jedoch seltener explizit genannt und hängen stark vom individuellen Hintergrund ab.
Kurz zusammengefasst: Die Motivlandschaft im Überblick
Motiv | Anteil der Gründer:innen |
---|---|
Umsetzung einer Geschäftsidee | ≈ 48 % |
Unabhängigkeit / Selbstverwirklichung | ≈ 40 % |
Finanzielle / karrierebezogene Gründe | ≈ 30–40 % |
Notgründung (mangelnde Alternativen) | ≈ 31 % |
Fehlerkultur, Scheitern & Neustart
Scheitern ist in der Startup-Welt allgegenwärtig – und kann, richtig gehandhabt, eine neue Chance darstellen. Doch wie steht es um die Kultur des Scheiterns in Deutschland?
1. Fehlerrate bei Startups
In Deutschland überlebt rund die Hälfte der Startups die ersten fünf Jahre – entsprechend scheitern etwa 40–50 % innerhalb dieser Zeit. Global betrachtet erreichen langfristig nur rund 10–20 % der gegründeten Startups nachhaltigen Erfolg.
2. Angst vorm Scheitern hemmt Neugründungen
Obwohl die praktische Stigmatisierung bei gescheiterten Unternehmern nicht stark ist, wirkt insbesondere die Angst vor finanziellen Verlusten: 42 % der Bevölkerung sehen finanzielle Folgen als Haupthindernis für eine Gründung.
3. Fehler als Lernmöglichkeit
Eine konstruktive Fehlerkultur beinhaltet das offene Ansprechen von Fehltritten, um daraus zu lernen und die Innovationsfähigkeit zu stärken – ein Ansatz, den viele Startups (anders als traditionelle Unternehmen) aktiv pflegen.
4. Formate fördern offene Fehlerkultur
Veranstaltungen wie die „Fuck-Up-Nights“ ermöglichen Gründer:innen, ihre Misserfolge öffentlich zu diskutieren – als Motivation und Lernformat für andere.
5. Neustart nach dem Scheitern
In Deutschland entstehen viele „zweite Chance“-Unternehmen, doch fehlt oft ein systemischer Rahmen wie Soft-Landing-Modelle oder Insolvenzverfahren, die ein Scheitern mit Würde erlauben.
6. Deutschland hinkt hinterher
Die Kultur des Scheiterns in Deutschland liegt hinter der von Ländern wie den USA – deutsche Führungskräfte und Gesellschaft neigen eher dazu, Fehler zu meiden. Eine stärkere Fehlerfreundlichkeit könnte Innovationen fördern.
Startups & Mittelstand – Konkurrenz oder Partner?
Die Zusammenarbeit zwischen etablierten Mittelstandsfirmen und jungen Startups bietet enormes Potenzial – doch es gibt auch Herausforderungen. Dieser Abschnitt beleuchtet Chancen, Stolpersteine und Erfolgskriterien.
1. Warum die Kooperation Sinn macht
Für mittelständische Unternehmen sind Startups „Seismografen der Digitalisierung“: Sie testen neue Technologien schneller und wandeln Innovationen rasch in Produkte um. Gleichzeitig eröffnen Startups Zugang zu frischem Know-how, neuen Märkten und digitalen Arbeitsmodellen .
2. Wie häufig wird kooperiert?
Laut RKW-Studie „Mittelstand meets Startup 2023“ arbeiten acht von zehn befragten Firmen zusammen oder planen es – Messen (41 %) und persönliche Empfehlungen (ebenfalls 41 %) sind die häufigsten Initiatoren . Doch nur knapp 42 % aller KMU pflegen tatsächlich Kooperationen.
3. Welche Formen gibt es?
Kooperationen reichen vom reinen Informationsaustausch über Kunden-Lieferanten-Beziehungen bis hin zur gemeinsamen Produktentwicklung. Jeder dritte Mittelständler berichtet von bestehenden oder geplanten Partnerschaften mit Digital-Startups .
4. Hemmnisse und Hürden
Kulturelle Unterschiede und mangelndes Vertrauen gelten als Haupthürden. 55 % der KMU nennen Schwierigkeiten beim Identifizieren geeigneter Startups, 66 % wünschen sich weniger Bürokratie und mehr Networking-Angebote .
5. Win‑win-Effekte: Beispiele aus der Praxis
Ein Beispiel: Das Berliner Start-up Airsiders profitierte vom Netzwerk eines Familienunternehmens, das es über Investitionen mit wichtigen Entscheider:innen zusammenbrachte . Auch das KI-Ökosystem um Merantix optimiert mit etablierten Partnern wie SAP oder Amazon seine Strukturen.
6. Förderprogramme & Ökosysteme
Unterstützt werden solche Kooperationen unter anderem durch Initiativen wie Mittelstand-Digital oder das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM), die Netzwerkbildung und gemeinsame Forschungsprojekte fördern .
Unser Fazit: Startups – Zwischen Vision, Risiko und Zukunft
Die Welt der Startups ist geprägt von Visionen, Wagemut und dem Wunsch, echte Probleme neu zu lösen. Wer gründet, will oft mehr als nur ein Unternehmen aufbauen – es geht um Unabhängigkeit, Innovationskraft und Selbstverwirklichung. Startups sind nicht nur wirtschaftliche Impulsgeber, sondern auch soziale und technologische Wegbereiter, die bestehende Systeme herausfordern und weiterdenken.
Die Gründungsreise ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Von der Idee über Marktanalyse und Geschäftsmodell bis hin zu Finanzierungsrunden, Skalierung und – nicht selten – dem Scheitern durchlaufen Startups viele Phasen. Dabei entscheidet nicht nur das Produkt über Erfolg oder Misserfolg, sondern auch das Umfeld aus Politik, Mittelstand, Förderprogrammen und Gesellschaft.
Besonders Niedersachsen entwickelt sich zu einem Ort, an dem Startups mehr als nur eine Randerscheinung sind. Ökosysteme, regionale Förderpreise und Kooperationen mit Hochschulen und etablierten Unternehmen tragen dazu bei, dass aus Ideen konkrete Geschäftsmodelle entstehen können.
Klar ist aber auch: Es braucht mehr als gute Ansätze. Fehlerfreundlichkeit, Bürokratieabbau, finanzielle Zugänge und echte Netzwerke sind Voraussetzungen dafür, dass Gründungen nicht an Strukturen scheitern. Die Politik ist gefordert, mutige Gründer:innen nicht nur rhetorisch, sondern auch strukturell zu unterstützen.
Am Ende bleibt die Erkenntnis: Startups sind nicht die Ausnahme, sondern ein Teil der Zukunft – und wir alle profitieren davon, wenn aus Mut Veränderung wird.