von Manuel von Heugel
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Warm war’s doch schon immer –
das Klima beruhigt sich schon wieder

„Früher war es auch schon heiß.“ „Das Klima beruhigt sich wieder.“ Solche Sätze hören wir oft – im Freundeskreis, in Kommentarspalten oder sogar von Entscheidungsträgern. Doch was ist wirklich dran an diesen Behauptungen? In unserem Podcast haben wir genau hingeschaut: auf Fakten, Studien und reale Schäden, die der Klimawandel heute schon verursacht.

Dieser Beitrag fasst zentrale Erkenntnisse aus der Folge zusammen und ergänzt sie um aktuelle Zahlen und Hintergründe. Von zerstörerischen Extremwetterereignissen über die Milliardenkosten für Staat und Gesellschaft bis hin zur Frage, warum CO₂ das Klima tatsächlich beeinflusst – wir zeigen, was passiert, wenn man den Blick nicht länger abwendet.

Für alle, die sich fundiert informieren wollen – jenseits von Stammtischparolen und Verharmlosung.

Demonstrierende Person mit einem Schild auf dem Rücken, das eine brennende Erdkugel zeigt und den Schriftzug "Time is running out!". Darüber der Text: "Warm war’s doch schon immer – Das Klima beruhigt sich schon wieder

Was genau ist eigentlich das Klima?

Wenn vom Klimawandel die Rede ist, stellt sich oft zuerst eine ganz grundlegende Frage: Was ist damit eigentlich genau gemeint? Wetter kennt jede:r – Sonne, Regen, Hitze, Sturm. Aber das Klima ist mehr als nur das Wetter von heute oder morgen. Es ist der statistische Durchschnitt über Jahrzehnte hinweg.

Klima bezeichnet den typischen Verlauf von Wetterbedingungen an einem bestimmten Ort über einen längeren Zeitraum – meist über 30 Jahre. Es umfasst Temperatur, Niederschlag, Windverhältnisse, Sonnenscheindauer und viele weitere Faktoren. Während das Wetter täglich schwankt, ist das Klima die langfristige Rahmengröße, die bestimmt, ob ein Ort eher trocken, feucht, warm oder kalt ist.

Ändert sich das Klima, dann nicht nur für einen Tag oder ein Jahr – sondern dauerhaft. Und genau das ist aktuell der Fall: Die langfristigen Mittelwerte verschieben sich weltweit – mit weitreichenden Folgen für Menschen, Tiere, Pflanzen und ganze Gesellschaften.

Kurz zusammengefasst

  • Klima beschreibt den typischen Wetterverlauf über einen Zeitraum von mindestens 30 Jahren – im Gegensatz zum kurzfristigen Wetter.
  • Es umfasst langfristige Durchschnittswerte von Temperatur, Niederschlag, Wind, Luftfeuchtigkeit und Sonnenschein.
  • Wenn sich das Klima ändert, sind nicht einzelne heiße Tage gemeint, sondern dauerhafte Verschiebungen ganzer Wettermuster.
  • Der Klimawandel ist also eine Veränderung dieser langfristigen Mittelwerte – und betrifft Regionen weltweit unterschiedlich stark.

Wie wirkt CO₂ auf das Klima?

CO₂ ist das bekannteste Treibhausgas – aber was genau macht es so gefährlich für unser Klima? Der Zusammenhang zwischen steigenden Emissionen, globaler Erwärmung und veränderten Wetterphänomenen ist gut erforscht. Und doch wird er oft unterschätzt. Dieser Abschnitt erklärt, wie CO₂ wirkt – und warum seine Folgen weit über Temperaturanstieg hinausgehen.

Der natürliche Treibhauseffekt

Kohlendioxid – kurz CO₂ – entsteht vor allem beim Verbrennen fossiler Energieträger wie Kohle, Öl und Gas. Auch in der Zementproduktion, der Industrie und durch Abholzung wird CO₂ freigesetzt.

In der Atmosphäre wirkt CO₂ wie eine unsichtbare Decke: Es lässt Sonnenstrahlung zur Erde, verhindert aber, dass ein Teil der Wärmestrahlung wieder ins All entweicht. Dieser sogenannte Treibhauseffekt ist grundsätzlich lebenswichtig – ohne ihn wäre die Erde im Durchschnitt rund 33 °C kälter.

Warum zu viel CO₂ zum Problem wird

Seit Beginn der Industrialisierung ist der CO₂-Gehalt in der Atmosphäre um über 50 % gestiegen. Das verstärkt den natürlichen Treibhauseffekt. Die Folge: Die Erde erwärmt sich immer weiter – mit spürbaren Folgen wie Hitzewellen, Extremwetter, schmelzendem Eis und steigenden Meeresspiegeln.

CO₂ bleibt dabei besonders lange in der Atmosphäre – oft über 100 Jahre. Jeder Ausstoß wirkt also noch für Generationen nach.

Rückkopplung durch Wasserdampf

Eine wärmere Atmosphäre kann mehr Wasserdampf aufnehmen – pro Grad Celsius etwa 7 % mehr. Und Wasserdampf ist selbst ein starkes Treibhausgas. Dadurch entsteht eine Rückkopplung: CO₂ erwärmt die Atmosphäre – die speichert mehr Wasserdampf – was die Erwärmung weiter verstärkt.

Mehr Energie in der Luft – mehr Extremwetter

Je mehr Feuchtigkeit in der Luft gespeichert ist, desto größer ist das Potenzial für extreme Wetterereignisse. Die warme, feuchte Luft gibt ihre Feuchtigkeit seltener ab – und wenn sie es tut, dann oft plötzlich und heftig. Deshalb nimmt die Zahl der Starkregenereignisse zu, während leichte, gleichmäßige Regenfälle seltener werden.

Die Folgen: Mehr Überschwemmungen, überlastete Kanalisationen, Bodenerosion – und gleichzeitig längere Trockenperioden dazwischen.

Kurz zusammengefasst

  • CO₂ ist das wichtigste vom Menschen verursachte Treibhausgas und entsteht vor allem durch Verbrennung fossiler Energien.
  • Es verstärkt den natürlichen Treibhauseffekt: Wärme kann schlechter entweichen, die Erde heizt sich auf.
  • CO₂ bleibt über 100 Jahre in der Atmosphäre – jeder Ausstoß wirkt also langfristig.
  • Eine wärmere Atmosphäre speichert mehr Wasserdampf, der selbst ein Treibhausgas ist – das beschleunigt die Erwärmung zusätzlich.
  • Mehr Feuchtigkeit in der Luft führt seltener zu leichtem Regen – dafür häufiger zu heftigen Starkregenereignissen.

Wissenschaftlicher Konsens: Die 97 %-Studie

In der öffentlichen Debatte wird oft behauptet, es gebe keine Einigkeit unter Wissenschaftler:innen darüber, ob der Klimawandel menschengemacht ist. Diese Behauptung ist nachweislich falsch. Eine der bekanntesten Untersuchungen zu diesem Thema stammt von John Cook und seinem Team, veröffentlicht im Jahr 2013 in der Fachzeitschrift Environmental Research Letters.

Die Forschenden analysierten knapp 12.000 wissenschaftliche Veröffentlichungen zum Thema „globaler Klimawandel“, die zwischen 1991 und 2011 erschienen waren. Sie wollten wissen: Wie viele dieser Studien vertreten explizit die Auffassung, dass der Mensch maßgeblich für die globale Erwärmung verantwortlich ist?

Das Ergebnis war eindeutig: Unter den Studien, die eine Aussage zur Ursache des Klimawandels machten, unterstützten 97,1 % die These, dass der Klimawandel vor allem vom Menschen verursacht wird. Diese Studien sprachen sich also entweder direkt oder indirekt dafür aus, dass anthropogene Treibhausgasemissionen – insbesondere CO₂ – der Haupttreiber sind.

Um den Konsens weiter zu überprüfen, befragten Cook und seine Kolleg:innen auch die Autor:innen selbst. Das Ergebnis: Auch in der Selbsteinschätzung bestätigte sich der hohe Grad an Übereinstimmung.

Die Studie wurde seitdem mehrfach bestätigt und erweitert, unter anderem durch Arbeiten von Naomi Oreskes, Anderegg et al. sowie durch eine Metaanalyse von 2016, die insgesamt über 11.000 Studien auswertete und sogar auf über 99 % Konsens kam.

Der hohe wissenschaftliche Konsens ist ein deutliches Signal an Politik und Gesellschaft: Der Klimawandel ist real, er ist menschengemacht – und es besteht keine relevante wissenschaftliche Kontroverse über diese Tatsache.

Kurz zusammengefasst

  • Studie von Cook et al. (2013) untersuchte rund 12.000 Fachveröffentlichungen zu Klimawandel.
  • Von den Arbeiten mit klarer Aussage zur Ursache sprachen sich 97,1 % für den menschengemachten Ursprung aus.
  • Zusätzliche Befragung der Autor:innen bestätigte diesen Konsens.
  • Spätere Studien kommen teils sogar auf über 99 % Übereinstimmung.
  • Es gibt unter Klimaforscher:innen keine relevante wissenschaftliche Kontroverse über den menschengemachten Klimawandel.

Was kostet uns der Klimawandel?

Der Klimawandel verursacht schon heute spürbare wirtschaftliche Schäden – auch in Deutschland. Extremwetterereignisse wie Hitzewellen und Flutkatastrophen fordern nicht nur menschliche Opfer, sondern belasten auch die öffentlichen Haushalte massiv. Eine im Auftrag der Bundesregierung durchgeführte Studie hat die finanziellen Auswirkungen für den Zeitraum 2000 bis 2021 analysiert und kommt zu alarmierenden Ergebnissen.

Einzelereignisse mit besonders hohen Schäden

  • Hitzewellen 2018 und 2019 (kombiniert): verursachten wirtschaftliche Schäden von rund 35 bis 40 Milliarden Euro.
  • Flutkatastrophe im Ahrtal und an der Erft 2021: ebenfalls Schäden in Höhe von etwa 35 bis 40 Milliarden Euro.
  • Gesamtkosten dieser beiden Großereignisse: zusammen 70 bis 80 Milliarden Euro.

Gesamtkosten zwischen 2000 und 2021

  • Alle veröffentlichten Schäden durch Extremwetter in Deutschland zwischen 2000 und 2021: rund 145 Milliarden Euro.
  • Berücksichtigt wurden u. a. versicherte Schäden, Ernteverluste, Produktionsausfälle sowie Folgen für Tourismus und Infrastruktur.

Weitere indirekte Kosten

  • Gesundheitskosten: Hitzebedingte Krankenhausaufenthalte steigen; in 20 Jahren über 30.000 hitzebedingte Todesfälle durch Übersterblichkeit.
  • Industrie & Logistik: Niedrige Wasserstände auf dem Rhein behinderten Lieferketten während Hitzewellen.
  • Wald- und Forstwirtschaft: Borkenkäferbefall und Trockenstress verursachen Dominoeffekte mit wirtschaftlichen Langzeitfolgen.

Prognose bis 2050

  • Je nach Verlauf des Klimawandels könnten sich die Schäden bis 2050 auf 500 bis 900 Milliarden Euro summieren.
  • Deshalb fordern Forscher:innen verstärkte Investitionen in Klimaschutz und Anpassungsmaßnahmen.

Klimawandel: Globale Erwärmung

Der Planet heizt sich auf – schneller, als es je zuvor der Fall war. Die globale Durchschnittstemperatur ist heute deutlich höher als noch vor wenigen Jahrzehnten. Doch wie stark ist die Erwärmung tatsächlich? Und was sagen die Messdaten aus über die Dynamik dieser Entwicklung? Ein Blick auf Zahlen und Trends liefert Antworten.

Anstieg der globalen Temperatur

  • Die durchschnittliche Oberflächentemperatur der Erde ist heute etwa 1,2–1,5 °C höher als in vorindustrieller Zeit (1850–1900).
  • Im Jahr 2024 wurde mit ca. +1,5 °C Abweichung ein neuer Rekordwert erreicht.
  • Seit 1975 beträgt die durchschnittliche Erwärmung etwa 0,2 °C pro Dekade.
  • Die letzten 10 Jahre (2014–2024) sind die wärmsten seit Beginn der Messungen.

Regionale Unterschiede und Beschleunigung

  • Europa erwärmt sich seit 2015 im Mittel um etwa +2,2 °C gegenüber vorindustriellem Niveau.
  • Deutschland hat sich seit 1881 um rund 1,7 °C erwärmt – stärker als der globale Durchschnitt.
  • Die Arktis erwärmt sich seit 1979 etwa viermal schneller als der globale Durchschnitt.

Weitere Folgen der globalen Erwärmung

  • Seit 1900 ist der globale Meeresspiegel um etwa 21 cm gestiegen; aktuell beträgt die Anstiegsrate ca. 3,7 mm/Jahr.
  • Seit 1993 haben Gletscher weltweit etwa 5.500 Gigatonnen Eis verloren (~210 Gt/Jahr).
  • Die CO₂-Konzentration ist von ~280 ppm (vorindustriell) auf heute ~422 ppm gestiegen – der höchste Wert seit über 2 Millionen Jahren.

Extremwetter

Hitzewellen, Starkregen, Dürren – Wetterextreme häufen sich weltweit und treffen zunehmend auch Regionen, die lange als klimatisch stabil galten. Doch ist das wirklich eine Folge des Klimawandels? Oder nur natürliche Schwankung? Die Daten sprechen eine klare Sprache.

Häufigkeit und wirtschaftliche Auswirkungen

  • Die Anzahl wetterbedingter Naturkatastrophen hat sich seit den 1970er Jahren etwa verfünffacht.
  • Die wirtschaftlichen Schäden durch Extremwetter lagen in den 2010er Jahren bei durchschnittlich 383 Millionen US-Dollar pro Tag – siebenmal so viel wie in den 1970ern.
  • Die Zahl der Todesopfer durch Extremwetter ist gesunken – von über 50.000 pro Jahr (1970er) auf unter 20.000 (2010er).

Typen und Schäden

  • Dürren sind die tödlichsten Extremwetterereignisse und forderten zwischen 1970 und 2019 weltweit rund 650.000 Menschenleben.

Veränderung durch den Klimawandel

  • Hitzewellen treten heute häufiger, intensiver und länger auf als noch vor wenigen Jahrzehnten.
  • Starkregenereignisse nehmen zu, da wärmere Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann.
  • Die Flutkatastrophe im Juli 2021 in Deutschland war durch den Klimawandel bis zu neunmal wahrscheinlicher geworden.
  • Die Hitzewelle im Juni 2019 in Zentraleuropa war durch den Klimawandel etwa 100-mal wahrscheinlicher als ohne menschengemachte Erwärmung.

Bezug zu Deutschland

  • Der Sommer 2018 war einer der wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen mit einer Durchschnittstemperatur von 19,5 °C.
  • Die Sommer 2018 bis 2020 führten zu erheblichen Ernteausfällen, Waldschäden und regionaler Wasserknappheit.

Klimaflüchtlinge

Wenn Klimaveränderungen die Lebensgrundlage zerstören, bleibt oft nur die Flucht. Millionen Menschen sind bereits auf der Suche nach Sicherheit – nicht wegen Krieg oder Verfolgung, sondern wegen Wetter, Wasser und Hunger. Wer sind diese Menschen, und wie groß ist diese Bewegung wirklich?

Globale Entwicklung

  • Zwischen 2008 und 2023 wurden jährlich im Schnitt rund 21 Millionen Menschen durch Wetterextreme wie Stürme, Überschwemmungen oder Dürren vertrieben.
  • Im Jahr 2022 waren etwa 32 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht vor wetterbedingten Katastrophen – deutlich mehr als durch bewaffnete Konflikte.
  • Die meisten klimabedingten Vertreibungen geschehen innerhalb des eigenen Landes, nicht grenzüberschreitend.

Ursachen und Dynamik

  • Starkregen, Zyklone und Überschwemmungen führen häufig zu plötzlicher Flucht aus betroffenen Regionen.
  • Dürreperioden und Ernteausfälle führen eher zu langsamen, dauerhaften Abwanderungen.
  • Städte in Entwicklungsländern sind häufig nicht vorbereitet auf den Zuzug Klimaflüchtender aus ländlichen Regionen.

Regionale Brennpunkte

  • Besonders betroffen sind Länder in Südasien, Subsahara-Afrika, Südostasien und Mittelamerika.
  • In Bangladesch sind Millionen Menschen durch Meeresspiegelanstieg und Zyklone gefährdet – jährlich verlieren Tausende ihr Zuhause.
  • Die Sahelzone leidet zunehmend unter Wasserknappheit und Bodendegradation, was Migration antreibt.

Bezug zu Europa und Deutschland

  • Europa ist primär Zielregion für Klimaflucht aus Afrika und dem Nahen Osten – oft vermischt mit wirtschaftlichen Fluchtursachen.
  • Deutschland erkennt Umweltflucht bislang nicht offiziell als Asylgrund an, obwohl sie in vielen Regionen Hauptursache für Migration ist.

CO₂-Emissionen

CO₂ ist das Haupttreibhausgas – und damit der größte Motor der Erderwärmung. Aber woher stammen all die Emissionen? Wer trägt die Hauptverantwortung? Und wie haben sich die Werte über die Jahrzehnte entwickelt? Zahlen und Vergleiche schaffen Klarheit.

Langfristige Entwicklung

  • Seit Beginn der Industrialisierung (ca. 1850) wurden weltweit über 2.500 Milliarden Tonnen CO₂ emittiert.
  • Der jährliche globale CO₂-Ausstoß ist von etwa 10 Milliarden Tonnen (1960) auf über 36 Milliarden Tonnen (2023) gestiegen.
  • China ist seit 2006 der größte Emittent weltweit, gefolgt von den USA und Indien.

Pro-Kopf-Emissionen

  • Die USA liegen mit rund 14–15 Tonnen CO₂ pro Kopf deutlich über dem globalen Durchschnitt.
  • Deutschland verursacht aktuell etwa 8 Tonnen CO₂ pro Kopf und Jahr.
  • Der globale Durchschnitt liegt bei etwa 4,7 Tonnen pro Person.

Verteilung und Verantwortung

  • Die reichsten 10 % der Weltbevölkerung sind für mehr als die Hälfte aller CO₂-Emissionen verantwortlich.
  • Rund 70 % der historischen Emissionen stammen aus den Industrieländern.
  • Die ärmsten 50 % der Menschheit verursachen weniger als 10 % der Emissionen.

Bezug zu Deutschland

  • Deutschland hat seine CO₂-Emissionen seit 1990 um rund 40 % reduziert, aber verfehlt regelmäßig Klimaziele im Verkehrssektor.
  • Deutschland zählt trotz Reduktionen historisch zu den größten CO₂-Verursachern weltweit.

Kipppunkte und Rückkopplungen

Es gibt Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen – sogenannte Kipppunkte. Werden sie erreicht, kippt das Klima unwiderruflich in neue Zustände. Rückkopplungen können diese Effekte noch beschleunigen. Doch wie funktionieren diese Prozesse – und wie nah sind wir ihnen schon?

Kipppunkte im Erdsystem

  • Ein Kipppunkt bezeichnet einen Schwellenwert, ab dem eine Veränderung unumkehrbar wird.
  • Zu den bekanntesten Kipppunkten zählen das Abschmelzen des Grönlandeises, das Absterben des Amazonasregenwalds und das Tauen von Permafrost.
  • Die Westantarktis zeigt bereits erste Anzeichen für einen instabilen Eisverlust.

Selbstverstärkende Effekte

  • Schmelzende Eisflächen verringern die Rückstrahlung (Albedo) und beschleunigen so die Erwärmung.
  • Tauender Permafrost setzt Methan frei – ein Treibhausgas, das rund 80-mal stärker wirkt als CO₂ auf kurze Sicht.
  • Waldsterben reduziert CO₂-Aufnahme und verstärkt die Erwärmung zusätzlich.

Risiken durch Kombination

  • Einzelne Kipppunkte können sich gegenseitig verstärken – ein „Kaskadeneffekt“ ist möglich.
  • Wissenschaftler:innen warnen vor einem Kipppunkt-Netzwerk, das bei etwa 1,5–2 °C globaler Erwärmung instabil werden könnte.
  • Einmal ausgelöste Prozesse lassen sich oft nicht mehr rückgängig machen, auch wenn die Emissionen später sinken.

Bezug zur aktuellen Politik

  • Viele Kipppunkte sind im Pariser Klimaabkommen nicht berücksichtigt, obwohl sie massive Folgen für das Klimasystem haben können.
  • Das Wissen um Kipppunkte unterstreicht die Dringlichkeit schneller und tiefgreifender Emissionsreduktionen.

Meeresspiegelanstieg

Ein paar Millimeter pro Jahr wirken harmlos – und doch bedrohen sie Millionen Menschen. Der steigende Meeresspiegel ist eine der sichtbarsten und folgenreichsten Auswirkungen der Erderwärmung. Wie schnell steigt das Wasser – und welche Regionen stehen besonders unter Druck?

Langfristige Entwicklung

  • Seit Beginn der Messungen um 1880 ist der globale Meeresspiegel um rund 21 bis 24 Zentimeter gestiegen.
  • Der Anstieg hat sich deutlich beschleunigt: In den letzten 30 Jahren war er fast doppelt so hoch wie im 20. Jahrhundert.
  • Aktuell steigt der Meeresspiegel mit etwa 3,4 Millimetern pro Jahr.

Ursachen

  • Hauptursachen sind die thermische Ausdehnung des Meerwassers und das Abschmelzen von Gletschern und Eisschilden.
  • Seit 2006 stammt der größte Anteil des Anstiegs aus dem Eisverlust in Grönland und der Antarktis.

Prognosen und Szenarien

  • Bis 2100 könnte der Meeresspiegel je nach Emissionspfad um 0,3 bis über 1 Meter steigen.
  • Langfristig – über Jahrhunderte – sind selbst bei Einhaltung des 1,5 °C-Ziels mehrere Meter Anstieg nicht auszuschließen.

Folgen für Küstenregionen

  • Tief liegende Küstenstädte wie Jakarta, Miami oder Alexandria sind langfristig gefährdet.
  • Salzwasser dringt in Grundwasservorräte ein und macht sie unbrauchbar für Landwirtschaft und Trinkwasser.
  • Flutereignisse nehmen weltweit zu – Sturmfluten wirken sich durch den höheren Meeresspiegel gravierender aus.

Bezug zu Deutschland

  • Norddeutsche Küstenregionen sind zunehmend von Sturmfluten bedroht – besonders bei gleichzeitiger Windstauung.
  • Deiche müssen regelmäßig erhöht werden, um den Schutz zu gewährleisten – das verursacht hohe Kosten.

Auswirkungen auf Natur und Artenvielfalt

Der Klimawandel verändert nicht nur das Wetter – er verändert das Leben. Ganze Ökosysteme geraten aus dem Gleichgewicht, Arten verschwinden, Wälder sterben. Wie wirkt sich die Erwärmung konkret auf Natur und Artenvielfalt aus? Und welche Entwicklungen sind bereits heute sichtbar?

Verlust von Lebensräumen

  • Der Klimawandel verändert Temperatur- und Niederschlagsmuster – viele Arten verlieren dadurch ihren Lebensraum.
  • Berg- und Polarregionen bieten kaum Ausweichmöglichkeiten, weshalb dort besonders viele Arten bedroht sind.
  • Korallenriffe sterben zunehmend ab – vor allem durch Hitzestress, Versauerung und Stürme.

Veränderung von Ökosystemen

  • Verschiebung von Vegetationszonen: Wälder wandern in höhere Lagen oder brechen bei Dürre zusammen.
  • Feuchtgebiete trocknen aus, Moore setzen gespeichertes CO₂ frei.
  • Artenreiche Ökosysteme wie tropische Regenwälder sind besonders anfällig gegenüber längeren Trockenzeiten.

Bedrohung von Arten

  • Rund eine Million Tier- und Pflanzenarten sind laut globalen Studien vom Aussterben bedroht – Klimawandel ist ein zentraler Treiber.
  • Vögel, Amphibien und Insekten sind besonders empfindlich gegenüber Temperaturveränderungen.
  • Viele Arten verlieren ihre natürlichen Wander- oder Fortpflanzungszeiten (z. B. durch Frühjahrsverschiebung).

Bezug zu Deutschland

  • Die Artenvielfalt in Deutschland nimmt seit Jahren ab – besonders betroffen sind Insekten und Feldvögel.
  • Wälder leiden zunehmend unter Trockenheit, Hitze und Schädlingen wie dem Borkenkäfer.
  • Auch in Deutschland verschieben sich Lebensräume – wärmeliebende Arten wandern ein, andere verschwinden.

Gesundheitliche Folgen

Der Klimawandel betrifft auch unsere Körper: Hitzeschäden, neue Krankheitserreger, Atemprobleme – die gesundheitlichen Auswirkungen sind messbar und vielfältig. Welche Risiken nehmen zu, wer ist besonders betroffen – und was kommt noch auf uns zu?

Hitzebedingte Erkrankungen

  • Hitzewellen führen zu vermehrten Kreislaufproblemen, Dehydrierung und Hitzschlag – besonders bei älteren Menschen.
  • In Europa sterben jährlich mehrere Zehntausend Menschen infolge extremer Hitze.
  • Städtische Hitzeinseln verschärfen das Risiko in dicht besiedelten Regionen.

Ausbreitung von Krankheitserregern

  • Steigende Temperaturen ermöglichen die Ausbreitung tropischer Krankheiten wie Dengue oder West-Nil-Fieber nach Europa.
  • Zecken und Mücken verbreiten sich weiter nach Norden – mit neuen gesundheitlichen Risiken.
  • Durchfall- und Infektionskrankheiten nehmen bei Überschwemmungen oder Wassermangel zu.

Beeinträchtigung der Atemwege

  • Hitze fördert die Bildung von bodennahem Ozon – das kann Atemwege reizen und Asthma verschlimmern.
  • Mehr Pollen durch längere Vegetationsperioden erhöhen das Risiko allergischer Reaktionen.
  • Waldbrände setzen Feinstaub frei, der weiträumig eingeatmet wird und die Lunge belastet.

Psychische Belastungen

  • Wiederholte Naturkatastrophen führen zu Traumata, Angststörungen und Depressionen.
  • Die Sorge um die Zukunft des Planeten beeinflusst zunehmend die mentale Gesundheit – besonders bei jungen Menschen.

Bezug zu Deutschland

  • In heißen Sommern wie 2003 oder 2018 starben in Deutschland Tausende Menschen an den Folgen von Hitze.
  • Neue Krankheitserreger wie das West-Nil-Virus wurden bereits bei Vögeln und Menschen in Deutschland nachgewiesen.
  • Allergiker:innen leiden unter einer verlängerten Pollensaison und stärkeren Symptomen.

Wirtschaftliche Folgen

Sturmfluten kosten Milliarden, Dürren gefährden Ernten, Hitze senkt die Produktivität. Der Klimawandel ist längst ein wirtschaftlicher Faktor – für Versicherungen, Unternehmen, Staaten. Doch wie hoch sind die Schäden wirklich? Und welche Branchen sind besonders verwundbar?

Globale Schäden

  • Wetterbedingte Katastrophen verursachten allein im Jahr 2023 weltweit wirtschaftliche Schäden von über 300 Milliarden US-Dollar.
  • Die weltweiten Kosten durch Klimawandelfolgen könnten bis 2050 mehrere Billionen US-Dollar jährlich erreichen.
  • Entwicklungsländer tragen die höchsten Schäden relativ zur Wirtschaftsleistung – bei geringstem eigenen CO₂-Ausstoß.

Branchen mit hohem Risiko

  • Landwirtschaft ist besonders betroffen durch Dürre, Ernteausfälle und veränderte Vegetationszeiten.
  • Tourismus leidet unter Hitzewellen, Wasserknappheit und dem Verlust naturnaher Reiseziele.
  • Versicherungen geraten unter Druck durch steigende Schadenssummen und höhere Rückversicherungskosten.

Infrastruktur und Investitionen

  • Häfen, Straßen und Energieanlagen müssen an steigende Meeresspiegel und Extremwetter angepasst werden – mit Milliardenkosten.
  • Unternehmen investieren zunehmend in Resilienzstrategien, z. B. durch Standortverlagerung oder Lieferketten-Anpassung.

Produktivität und Arbeitswelt

  • Hitzewellen verringern die Arbeitsproduktivität – besonders bei Tätigkeiten im Freien oder in schlecht klimatisierten Räumen.
  • Krankheitstage und Gesundheitskosten steigen durch hitzebedingte Erkrankungen und neue Infektionskrankheiten.

Bezug zu Deutschland

  • Allein die Flutkatastrophe im Ahrtal 2021 verursachte Schäden von über 30 Milliarden Euro.
  • Landwirtschaft und Forstwirtschaft in Deutschland kämpfen zunehmend mit Ernteverlusten und Waldschäden.
  • Die Deutsche Bundesbank warnt vor Klimarisiken für Finanzmärkte, Kreditvergabe und Vermögenswerte.

Politische Maßnahmen & globale Klimaziele

Der Klimawandel ist bekannt – doch was tun Regierungen dagegen? Internationale Abkommen, nationale Gesetze, CO₂-Bepreisung – es gibt viele Instrumente. Aber reichen sie aus? Und wie weit sind wir wirklich von den globalen Klimazielen entfernt?

Internationale Abkommen

  • 1992 wurde mit der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) die internationale Klimadiplomatie begründet.
  • Das Pariser Abkommen von 2015 verpflichtet alle Staaten, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 °C zu begrenzen.
  • Fast 200 Staaten haben das Pariser Klimaabkommen unterzeichnet – aber kaum ein Land ist derzeit auf Zielkurs.

Emissionstrends trotz Politik

  • Die weltweiten CO₂-Emissionen steigen weiterhin – auch 2023 wurde ein neuer Rekordwert erreicht.
  • Selbst bei Einhaltung aller bisherigen Klimazusagen steuert die Welt auf etwa 2,5 bis 2,9 °C Erwärmung bis 2100 zu.

Instrumente und Maßnahmen

  • Viele Staaten setzen auf CO₂-Bepreisung, Emissionshandel oder Subventionen für erneuerbare Energien.
  • Klimaanpassung (z. B. Deichbau, Hitzeschutz) gewinnt an Bedeutung, reicht aber bei ungebremstem Klimawandel nicht aus.

Herausforderungen und Blockaden

  • Geopolitische Konflikte, wirtschaftliche Interessen und Lobbyismus bremsen Klimaschutz weltweit aus.
  • Die Emissionen der reichsten Staaten sinken zu langsam – während Schwellenländer wirtschaftlich aufholen wollen.

Bezug zu Deutschland

  • Deutschland hat sich zu Klimaneutralität bis 2045 verpflichtet – doch die Umsetzung hakt besonders im Verkehrssektor.
  • Das deutsche Klimaschutzgesetz wurde 2024 aufgeweicht – einzelne Sektoren sind nicht mehr verbindlich verantwortlich.
  • Die EEG-Umlage wurde abgeschafft, der Ausbau erneuerbarer Energien soll nun schneller vorangehen.

Reiche Menschen und der Klimawandel

Reichtum ist nicht nur ein soziales, sondern auch ein klimapolitisches Thema. Während ärmere Bevölkerungsschichten vergleichsweise wenig zum Klimawandel beitragen, verursacht die wohlhabendste Minderheit einen überproportional hohen Anteil an Treibhausgasemissionen – durch Konsum, Investitionen und politischen Einfluss. Die soziale Ungleichheit verschärft die Klimakrise zusätzlich, denn sie untergräbt gesellschaftliche Solidarität und macht Klimaschutz zu einer Frage des Status.

CO₂-Ausstoß im Vergleich (pro Kopf und Jahr)

Bevölkerungsgruppe CO₂-Ausstoß pro Kopf/Jahr (t)
Ärmste 50 % weltweit 1,4
Reichste 10 % in Deutschland 17,6
Top 1 % in Deutschland 83,3
Superreiche weltweit (Top 0,01 %) 2300

Ein erheblicher Teil der Emissionen stammt nicht nur aus persönlichem Konsum wie Flügen, Yachten oder Villen, sondern vor allem aus dem Besitz von Unternehmensanteilen, deren wirtschaftliche Aktivitäten klimabelastend sind. Laut Oxfam erzeugen Investitionen von 125 Milliardär:innen jährlich im Schnitt 3 Millionen Tonnen CO₂ – pro Person.

Politisch diskutiert werden unter anderem Klimageld zur sozialen Abfederung, die (Wieder-)Einführung der Vermögenssteuer, eine Übergewinnsteuer für Konzerne sowie eine gerechtere Erbschaftsbesteuerung. All diese Maßnahmen zielen darauf ab, die strukturelle Ungleichheit zu verringern – nicht nur aus Gründen der sozialen Gerechtigkeit, sondern auch als Voraussetzung für erfolgreichen Klimaschutz.

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Manuel von Heugel

Manuel – Grüner Kopf mit Unternehmergeist. Seit über 20 Jahren im Online-Marketing zu Hause, bringt er seine Erfahrung als Unternehmer in politische Debatten ein. Als Mitglied der Grünen interessiert ihn, wie Politik konkret wirkt – jenseits von Parteisprech und Schlagzeilen. Im Podcast „Politik aufs Ohr“ schaut er genau hin, stellt unbequeme Fragen und denkt Politik aus der Perspektive von Praxis, Wirkung und Alltag.

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