Kirchturmdenken, Eitelkeiten, Ehrenamt - was läuft eigentlich wie in der Kommunalpolitik?
Wie läuft es eigentlich in der Kommunalpolitik ab? In unserer aktuellen Podcast-Folge werfen wir einen Blick hinter die Kulissen: Warum sind Räte und Ausschüsse so wichtig? Welche Rolle spielen Diversität und Digitalisierung? Und wie kannst du selbst ehrenamtlich aktiv werden? Spannende Einblicke und praktische Tipps für alle, die die Zukunft ihrer Gemeinde mitgestalten wollen.

Geschichte der Kommunalpolitik
Die Wurzeln der kommunalen Selbstverwaltung reichen bis ins 12. und 13. Jahrhundert zurück, als in den freien Reichsstädten erste Ratsgremien entstanden. Diese Gremien setzten sich oft aus wohlhabenden Bürgern zusammen, die lokale Angelegenheiten regeln wollten.
Eine systematische Regelung der kommunalen Selbstverwaltung erfolgte erstmals durch die preußische Städteordnung von 1808, initiiert durch den Reformer Karl August von Hardenberg. Diese Ordnung bildete die Grundlage für das moderne System, das nach dem Zweiten Weltkrieg im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland mit Artikel 28 verankert wurde. Dieser garantiert den Kommunen das Recht auf Selbstverwaltung, einschließlich der Bildung eigener Gemeindevertretungen.
Ausschüsse, Gemeinderäte, Fraktionen, Anträge, Rats-Informations-System - wie läuft das eigentlich alles?
Die Kommunalpolitik ist das Fundament der Demokratie. In den Stadt- und Gemeinderäten treffen gewählte Vertreter Entscheidungen, die das tägliche Leben der Bürger direkt beeinflussen. Ausschüsse wie der Ausschuss für Finanzen oder der Ausschuss für Kultur und Tourismus sind spezialisierte Gremien, die Themen im Detail diskutieren und Empfehlungen für den Rat aussprechen.
Eine zentrale Rolle spielen die Fraktionen, die die politischen Interessen bündeln und dafür sorgen, dass diese im Rat effektiv vertreten werden. Anträge und Anfragen sind formelle Mittel, um Entscheidungen anzustoßen, und das Rats-Informations-System (RIS) ermöglicht Transparenz und Bürgerbeteiligung, indem es alle relevanten Informationen und Dokumente zugänglich macht.
Diese Struktur stellt sicher, dass lokale Angelegenheiten effizient und demokratisch verwaltet werden können. Durch spezialisierte Ausschüsse werden Themenbereiche intensiv bearbeitet, während Fraktionen die Positionen der verschiedenen politischen Gruppen bündeln und vertreten. Die Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Entscheidungen wird durch das Rats-Informations-System (RIS) sichergestellt.
Räte in Friesland - fit fürs nächste Jahrzehnt?
Die Diversität in den Räten ist ein wichtiges Thema. In Friesland gibt es Bemühungen, die Geschlechtergerechtigkeit zu fördern, doch es bleibt noch viel zu tun. Der Stadtrat von Jever besteht beispielsweise aus 42% Frauen. Digitalisierung spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle: Rats- und Ausschusssitzungen müssen barrierefrei online zugänglich gemacht werden, und die digitale Teilnahme von Ratsmitgliedern sollte ermöglicht werden.
Der demografische Wandel macht deutlich, dass in den nächsten Jahren mehr junge Menschen, Familienmütter und -väter, sowie Menschen in der Ausbildung und Frauen in die Räte integriert werden müssen, um die Gesellschaft besser abzubilden und zukunftsorientierte Entscheidungen zu treffen. Programme wie das „Aktionsprogramm Kommune - Frauen in die Politik“ zielen darauf ab, den Frauenanteil in der Kommunalpolitik zu erhöhen, indem z.B. digitale Teilnahmemöglichkeiten an Sitzungen geschaffen werden. Diese Maßnahmen helfen nicht nur Frauen, sondern auch anderen unterrepräsentierten Gruppen, den Einstieg in die Kommunalpolitik zu erleichtern.
Wie wird man ehrenamtlich kommunalpolitisch aktiv?
Der Einstieg in die Kommunalpolitik beginnt oft mit der Mitgliedschaft in einer Partei. Dort kann man sich inhaltlich einbringen und auf eine Liste für die Kommunalwahl wählen lassen. Die Kommunalwahlen 2026 bieten eine gute Gelegenheit für alle, die sich ehrenamtlich engagieren wollen. Jetzt ist die Zeit, sich darauf vorzubereiten und aktiv zu werden.
Der Zeitaufwand für das Ehrenamt kann erheblich sein, doch die Möglichkeit, die Entwicklung der eigenen Gemeinde mitzugestalten, ist eine große Motivation. Durchschnittlich berichten Ratsmitglieder von 10 bis 20 Stunden pro Woche, die sie investieren, um ihrer Rolle gerecht zu werden. Dabei ist es wichtig, ein starkes Netzwerk innerhalb der Gemeinde aufzubauen, um die politischen Ideen erfolgreich umzusetzen.
Quellen und Wissenswertes zum Thema
- SessionNet | Bürgerinfoportal
- Rat der Stadt Jever | Stadt Jever
- Gemeinderat (Deutschland) – Wikipedia
- Der Gemeinderat: Ausschüsse | WueCampus
- Kommunalpolitik. Was macht eigentlich der Gemeinderat? » Wolkenguckerin
- BMFSFJ - "Aktionsprogramm Kommune - Frauen in die Politik" startet
- So erhöhen wir den Frauenanteil in der Kommunalpolitik | KOMMUNAL